Ihre Meinung

Mitreden bei der Lohnschere: Wie gerecht ist unser System?

Der 21. Oktober wurde heuer zum Tag erklärt, ab dem Frauen in Österreich „gratis“ arbeiten. Auch wenn sich der statistische Lohnunterschied oft erklären lässt - die Schere ist Fakt und schließt sich nur sehr langsam. Wie könnte sich das ändern? Diskutieren Sie mit!

Mit dem „Equal Pay Day“ ist es so eine Sache. Die einen begehen ihn im März (der Tag, bis zu dem Frauen „gratis“ arbeiten), die anderen begehen ihn im Oktober - heuer am 21. (der Tag, ab dem Frauen „gratis“ arbeiten). Die Daten: Während das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern bei 52.033 Euro liegt, verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen durchschnittlich 41.785 Euro brutto im Jahr, also um 10.248 Euro bzw. 19,7 Prozent weniger. Die Zahlen stammen von der Statistik Austria. Die Gründe dafür sind vielschichtig, und nur ein kleiner Teil lässt sich nicht anhand Kriterien wie Position oder Qualifikation erklären, wie Jeannine Hierländer heuer analysierte.

Am Grundproblem - etwa, dass viele Frauen in der Altersarmut landen - ändert das nichts. Dass der „Equal Pay Day“ daran etwas ändert, davon ist auch nicht jeder überzeugt, zum Beispiel Wirtschaftskolumnist Josef Urschitz. Von Politikern würde er sich anstatt „salbungsvollen Betroffenheitsaussendungen" unter anderem eine Abkehr vom Senioritätsprinzip wünschen, „das jede Babypause zum Gender-Pay-Gap-Turbo macht“.

Auch, dass in vielen Betrieben die Väter-Karenz noch nicht wirklich akzeptiert wird, ist für Urschitz ein Problem. Ähnlich sieht es die liberale Denkfabrik Agenda Austria: „Wer die Lohnlücke schließen will, muss Väter zur Kinderbetreuung motivieren“, schreibt Ökonomin Monika Köppl-Turyna in einem Gastkommentar.

Was Parteien anlässlich des „Tags der Einkommensgerechtigkeit“ fordern? Hier ein Schnell-Durchlauf:

  • Die SPÖ-Frauen wollen einen Mindestlohn von 1700 Euro steuerfrei, ein Lohn-Transparenz nach dem Vorbild Islands und dass 50 Prozent der AMS-Mittel für Frauen eingesetzt werden.
  • Die Neos sind für die Umsetzung gleichberechtigter, individueller Karenzansprüche, einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz für jedes Kind ab dem ersten Geburtstag sowie eine Anhebung des Frauenpensionsalters.
  • Die Grünen fordert neben mehr Betreuungsplätzen auch eine deutliche Anhebung der Gehälter in Dienstleistungsbereichen wie Gesundheit, Pflege und Soziales sowie im Niedriglohnsektor, in dem viele Frauen arbeiten.

Mehr über verschiedene politische Positionen nachzulesen ist in einem Text von Iris Bonavida, die anlässlich der Nationalratswahl die Parteien gefragt hat: „Wie wird Gleichstellung erreicht?"

Nun ist Ihre Meinung gefragt:
Wie gerecht ist unser System? Unterstützen Sie Lohntransparenz in Firmen? Würden Frauenquoten oder neue Karenz-Modelle etwas ändern? Werden typische „Frauenberufe zu schlecht bezahlt"? Und: Wie viel ist Eigenverantwortung? Diskutieren Sie mit!

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