Held mit Verspätung

USA feiern Sportlehrer: Schüler-Suizid mit Umarmung verhindert

Coach Keanon Lowe (mit Baseballkappe) umarmt den Schüler, der mit der Waffe durch die Schule in Portland ging. Ein Kollege übernimmt die Waffe und trägt sie aus dem Gefahrenbereich.
Coach Keanon Lowe (mit Baseballkappe) umarmt den Schüler, der mit der Waffe durch die Schule in Portland ging. Ein Kollege übernimmt die Waffe und trägt sie aus dem Gefahrenbereich.(c) Screenshot
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Football-Coach Keanon Lowe bewahrte im Mai eine Schule im US-Bundesstaat Oregon vor einem scheinbaren Amoklauf. Jetzt wurden Videos davon veröffentlicht.

Der Medienwirbel rund um Keanon Lowe war schon im Mai groß, doch sein heldenhafter Einsatz in der Parkrose High School in Portland im US-Bundesstaat Oregon bekommt erst jetzt internationale Medien-Aufmerksamkeit. Denn ein Gericht hat der Veröffentlichung von Videos zugestimmt. Lowe verhinderte mit seinem beherzten Eingreifen einen möglichen Amoklauf am 17. Mai. Dass der Schüler einen Selbstmord aus Liebeskummer und keinen Amoklauf plante, konnte Lowe in diesem Moment nicht wissen. So rettete Lowe dem 19-Jährigen das Leben, der in der letzten Woche zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Beim Prozess wurde bekannt, dass der Schüler nur eine Patrone im Lauf seiner Schrotflinte hatte.

Das Video zeigt den ehemaligen Profi-Footballspieler Lowe, wie er den gewaltbereiten Schüler aus einer Klasse drängt und ihn umarmt. Die Waffe, eine Schrotflinte, übergibt der Coach dabei an eine weitere Lehrkraft, der mit dieser den Gebäudeteil verlässt. Auch ein zweites Video wurde veröffentlicht. Darauf ist zu sehen, wie der später Entwaffnete einen Klassenraum betritt und Sekunden später die Schüler in Panik aus der Klasse flüchten.

Die Schulverwaltung war gegen die Veröffentlichung der Bilder durch den Staatsanwalt. Verwaltungschef Michael Lopes-Serrao schrieb in einer Mitteilung des Schul-Districts auf Twitter: „Wir haben die Anfrage (nach einer Veröffentlichung, Anm.) abgelehnt, weil wir glauben, dass die Herausgabe des Videos eine Bruch der Schülerrechte darstellt.“ Die Veröffentlichung der Bilder habe auch Auswirkungen auf Schüler, Lehrkörper und Familien der Parkrose High School. „Das war ein traumatisches Ereignis für unsere Schüler, Lehrer und Gemeinschaft“.

Lowe erzählte schon im Mai Medien von der brenzligen Situation. Er sei in den Gebäudeteil gerufen worden - was nicht so selten vorkomme - und betrat die betroffene Klasse. 15 bis 20 Sekunden später stand der Schüler mit der Waffe in der Tür. „Ich analysierte die Situation in Bruchteilen einer Sekunde. Meine Instinkte übernahmen.“ Er habe etwas in den Augen des Jugendlichen gesehen. Er legte beide Hände an die Waffe, griff danach und achtete dabei darauf, dass der Lauf des Gewehrs nicht in Richtung der flüchtenden Schüler zeigte. Er drängte den Schüler schließlich aus der Klasse und umarmte ihn. Mit dem Wort „Held“ konnte Lowe wenig anfangen. „Ich denke das Universum funktioniert auf erstaunliche Art und Weise. Das Leben hat mich auf solche Momente vorbereitet. Ich bin glücklich, dass ich diese Tragödie abwenden konnte. Ich war dazu bestimmt."

So bekommen Sie Hilfe

Wer Selbstmordgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken.

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Nummer: 142.

www.suizid-praevention.gv.at

(Red.)

(APA)

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