Kriminalität

Geldwäscher rekrutieren „Geldesel“ über Social Media

Kriminelle angeln sich leichtgläubige Personen für ihre Geldwäsche meist über Social Media
Kriminelle angeln sich leichtgläubige Personen für ihre Geldwäsche meist über Social Media(c) Getty Images (Justin Sullivan)
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2018 gab es in Österreich weniger Meldungen wegen Geldwäsche, dafür aber mehr Verurteilungen. Die Geldwäscher missbrauchen immer häufiger „Geldesel“, die ihnen dabei helfen, Schwarzgeld in den Umlauf zu bringen.

Eine Hilfsköchin entdeckte im Internet ein Inserat, das einen Nebenverdienst von 800 Euro pro Monat versprach. Sie meldete sich wie verlangt bei dem Ansprechpartner via WhatsApp. Daraufhin bekam sie den Auftrag, ein Konto zu eröffnen und die Zugangsdaten weiterzuleiten. Prompt landeten 40.000 Euro aus dem Ausland auf ihrem Konto, die kurz darauf weiter in die Türkei fließen sollten. Nur es kam nie dazu – die letzte Nachricht der Hilfsköchin an den Hintermann war: „Die Kripo steht vor der Tür.“

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

In dem Fall konnte die Kriminalpolizei rechtzeitig einschreiten, weil die Bank Verdacht schöpfte, die Überweisung stoppte und eine Meldung an die Behörden machte. Doch in Österreich kommt es immer häufiger zu solchen als „Money Mule“ („Geldesel“) oder „Finanzagent“ bekannten Vorfällen. Dabei angeln sich Kriminelle leichtgläubige Personen, meist über Social Media, um illegal beschafftes Geld in den Finanz- und Wirtschaftskreislauf zu bringen. Diese Methode, mit zahlreichen kleinen Beträgen Geld zu waschen, nennt man auch „Smurfing“.

„Den Betroffenen ist oft nicht bewusst, dass sie als Geldesel missbraucht werden und dabei eine Straftat begehen“, sagt Manuel Scherscher, Abteilungsleiter für Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt. „Aber Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.“

So sind die Behörden bemüht, zu informieren – nicht nur Bürger, die in der Regel keine Berührungspunkte mit Geldwäsche haben, sondern auch jene Berufsgruppen, die täglich mit ähnlich kriminellen Methoden in Kontakt kommen. Dazu zählen neben Banken und Versicherungen, auch Gewerbetreibenden, Rechtsanwälte, Casinos, Notare, Versteigerer, gewerbliche Buchhalter, Wirtschaftstreuhänder und Immobilienmakler. Während sich Banken überwiegend ihrer Verantwortung bewusst sind, Verdachtsfälle zu melden, muss in den anderen Branchen mehr Aufklärung geleistet werden.

Zehn Millionen Euro sichergestellt

Das zeigt auch der neueste Lagebericht zur Geldwäscherei des Innenministeriums, der der „Presse“ exklusiv vorliegt. Im Jahr 2018 verzeichnete das Bundeskriminalamt insgesamt 3494 Meldungen wegen Geldwäscheverdachts – das entspricht einem Rückgang von 8,5 Prozent zum Vorjahr. Knapp 98 Prozent aller Meldungen stammen von Banken. An zweiter Stelle kommen Rechtsanwälte, mit nur 23 Meldungen, an dritter Stelle Versicherungen mit 18 und dann Notare mit 15 Meldungen.

„Wir haben eine Initiative gestartet, die sich an die genannten Sektoren richtet, um den Austausch zu erhöhen. Bei Geldwäsche ist man immer auf jemanden angewiesen, der sie aufzeigt“, sagt Scherscher, stellt aber dennoch Qualität vor Quantität: So seien zwar die Verdachtsmeldungen zurückgegangen, zugelegt haben dafür die tatsächlichen Verurteilungen wegen Geldwäsche: Mit 66 Fällen ein Plus von 25 Prozent. Im Zuge dessen wurden 2018 in Österreich zehn Millionen Euro sichergestellt – wegen einem großvolumigen Fall 26 Mal mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Weltweit werden bis zu zwei Billionen US-Dollar pro Jahr gewaschen, schätzt eine Teilorganisation der UNO.

>> United Nations Office on Drugs and Crime

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