Quergeschrieben

Literaturnobelpreis: Gerechtigkeit für Peter Handke

Muss sich ein Schriftsteller Journalistenfragen stellen? Oder spricht sowieso sein literarisches Werk für sich – und für (oder gegen) ihn? Versuch einer Kalmierung.

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„Zerlach den Konflikt“, schrieb Peter Handke Anfang der 1980er-Jahre in seinem dramatischen Gedicht „Über die Dörfer“, und es klingt angesichts der heftigen Kontroverse um ihn wie eine prophetische Handlungsanleitung. Doch niemand lacht, auch der Dichter nicht. Von keinem höre er, „dass er irgendetwas von mir gelesen hat, dass er weiß, was ich geschrieben hab'. Es sind nur die Fragen: Wie reagiert die Welt? Reaktion auf Reaktion“, klagte er jüngst in seinem Südkärntner Heimatdorf, als er von einer Journalistin zu Saša Stanišićs scharfer Kritik befragt wurde, die der aus Bosnien gebürtige Autor bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises an Handkes Parteinahme für Serbien geübt hatte: „Lasst mich in Frieden und stellt mir nie wieder solche Fragen!“ Erbittert kündigte Handke an, künftig keine Interviews mehr zu geben.

Aber darf er denn das? Darf sich ein Schriftsteller in seinen Turm aus Elfenbein zurückziehen, anstatt sich kritischen Fragen zu seiner pro-serbischen Haltung und der Grabrede für Slobodan Milošević zu stellen? Natürlich darf er das. Und Handke, der das Massaker von Srebrenica 2006 als das „größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnet hatte, darf auch verlangen, dass man sich mit seinem literarischen Werk auseinandersetzt. Denn das spricht für sich – und für (oder gegen) ihn.

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