„Wenn nur das Politische und Poetische eins sein könnten“: Peter Handke Mitte der Siebziger.
Serbientexte

Wie Handkes Poesie das Politische annektiert

Die Serbientexte des Literaturnobelpreisträgers, eine „Verirrung“? Sie kommt aus dem Herzen seiner Literatur. Über Sitzen in Srebrenica, die Tilgung eines Frauennamens und den Unfehlbarkeitsanspruch eines Erlöser-Dichters.

Lang sei es sein Traum gewesen, in irgendeinem Hafen sein Leben zu beenden, trinkend, jeden Tag, sagte Peter Handke 1991 in der Zeitung „Libération“. Das sei, zugegeben, ein bisschen romantisch gewesen, aber „die romantischsten Ideen sind auch immer die gefährlichsten, die realsten, ich meine nicht realistischsten.“ Warum hält Handke das Romantische für gefährlich? Nicht, weil es in die Irre führt.

Im Gegenteil: Weil es für ihn realer und damit wirkmächtiger ist als die „Wirklichkeit“. Blick und Sprache des Erzählers sollen eine Epiphanie bewirken, die Welt in einer eigentlicheren, schöneren Form erscheinen lassen. Handke hat diese poetische Wandlung an seinem Ich praktiziert, an Dingen, einem namenlosen Dorf, erfundenen Menschen mit mystischen Namen. Und, in der „Winterlichen Reise“ und dem „Sommerlichen Nachtrag“: an einem konkreten Land nach einem konkreten Krieg.

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