Kritik

Musikverein: Schubert, fast militärisch

Andris Nelsons (Archivbild).
Andris Nelsons (Archivbild).(c) imago/imaginechina (Li lewei)
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Das Gewandhausorchester spielte Schuberts Große C-Dur-Symphonie und Beethovens erstes Klavierkonzert.

Ob Andris Nelsons und das Leipziger Gewandhausorchester gut beraten waren, ihr zweitägiges Musikvereinsgastspiel mit Schuberts Großer C-Dur-Symphonie zu beenden? Von den „himmlischen Längen“ dieses Werks hat Robert Schumann geschwärmt. Doch die muss man mit der entsprechenden Spannung, vor allem mit Poesie deutlich machen. Genau das missglückte. Fast militärisch führte Andris Nelsons seine Musiker durch die vier Sätze, ließ sie über die melodischen Schönheiten vielfach hinwegspielen. Viele Übergänge wirkten abrupt. Auch der immer wieder neue Atmosphären anpeilende Wechsel der Harmonien wurde kaum herausgearbeitet. Gewiss, Schubert kokettiert bei dieser Symphonie auch mit dem Effekt. Der aber darf ihr spezifisches musikalische Kolorit nie überstrahlen, wie es in dieser sehr plakativen Darstellung der Fall dar.

Auch der erste Teil des Konzerts ließ Wünsche offen. Dabei stand er am Beginn eines ehrgeizigen Projekts: Die Gesellschaft der Musikfreunde hat Rudolf Buchbinder eingeladen, anlässlich des Beethoven-Jahres 2020 sämtliche Beethoven-Klavierkonzerte mit fünf führenden Orchestern zu spielen: dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Münchner Philharmonikern, den Wiener Philharmonikern, der Sächsischen Staatskapelle Dresden und eben mit dem Gewandhausorchester. Dieses hat immerhin noch zu Lebzeiten des Komponisten alle seine Symphonien aufgeführt, und Nelsons hat sie mit den Wiener Philharmonikern erst kürzlich in Live-Mitschnitten auf Platte herausgebracht.

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