Mit Drama, Pomp und Tradition wurde in Tokio trotz strömenden Regens die Krönung des neuen Tenno Naruhito gefeiert.
Es war fast so wie vor tausend Jahren: Zum Auftakt der Zeremonie zur Inthronisierung pilgerte der neue Kaiser Japans, gekleidet in eine weiße Robe, bei strömendem Regen in die drei heiligen Schreine seines neuen Domizils. Dort teilte der 59-jährige Naruhito den nationalen Gottheiten offiziell mit, dass er am Nachmittag den Antritt seiner Regentschaft verkünden wird. Feierlich zelebrierten dabei traditionell kostümierte Hofbeamte das kaiserliche Krönungsritual, trugen die Throninsignien, die der Sage nach von Amaterasu Omikami, der legendären Begründerin des japanischen Kaiserhauses, vererbt wurden. Dem Mythos zufolge sind alle Tenno direkte Nachfahren dieser „Sonnenkönigin“.
Entsprechend streng sind dabei auch die Regeln. Niemand, nicht einmal der Kaiser selbst, darf auch nur einen Blick auf das durch Tücher verhüllte heilige Schwert und die Krummjuwelen werfen. Dem Anlass gemäß schritt Naruhito langsam zum ersten Schrein „Kashikodokoro“, wo die Sonnenkönigin verehrt wird, verbeugte sich und betrat den Raum zum Gebet. Das Ritual wiederholte sich anschließend an den beiden anderen heiligen Orten des Kaiserpalastes.
„Für Frieden und Glück“
Knapp ein halbes Jahr nach der ungewöhnlichen Abdankung seines Vaters Akihito verkündete Japans neuer Kaiser Naruhito am Dienstag offiziell seine Inthronisierung. Im Tokioter Palast hatten sich 2000 Würdenträger des Landes und aus mehr als 170 Staaten versammelt – darunter Präsident Alexander Van der Bellen –, um dem 126. Tenno der ältesten Erbmonarchie der Welt die Ehre zu erweisen. Zum Höhepunkt der Zeremonie, dem festlichen Akt namens „Sokuirei Seiden no gi“ (deutsch etwa Zeremonie zur Inthronisierung des Kaisers) trug der Tenno eine braun-orange Robe. Der neue Kaiser entzog sich den Blicken der Ehrengäste zunächst hinter dem Vorhang seines achteckigen „Takamikura“ genannten Throns. Daneben, aber etwas tiefer, thronte ebenfalls verhüllt die neue Kaiserin Masako, die einen prachtvollen, zwölflagigen Kimono trug.
Hofdiener öffneten die Vorhänge und das Tenno-Paar erhob sich. In der Hand hielt Naruhito einen Zeremonienstab, den er an den Oberhofmarschall weiterreichte, der ihm dafür die Kaiserrede überreichte. Der neue Tenno versprach den 125 Millionen Japanern, sich für den Weltfrieden und das internationale Glück einzusetzen. Passend dazu trägt seine Regentschaft das Motto „Reiwa“, was offiziell mit „schöner Harmonie“ übersetzt wird, vor allem aber als Kalligrafie sehr dekorativ ist.
(APA/AFP/dpa)