Milliardendeal am Schweizer Telekommarkt geplatzt

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Mobilfunkanbieter Sunrise konnte seine Aktionäre nicht von der Kapitalerhöhung überzeugen, die für die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC benötigt worden wäre.

Am Schweizer Telekommarkt steht die geplante 6,3 Milliarden Franken (5,7 Milliarden Euro) schwere Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC vor dem Aus. Der Käufer, der Schweizer Mobilfunkanbieter Sunrise, konnte seine Aktionäre nicht von der dafür nötigen Kapitalerhöhung überzeugen, so das Unternehmen am Dienstag. Daher habe Sunrise die für Mittwoch geplante Aktionärsversammlung abgesagt.

Sunrise respektiere den Entscheid der Aktionäre, sagte Konzernchef Olaf Swantee am Dienstag zur Nachrichtenagentur Reuters. "Das Management fokussiert sich jetzt darauf, die Stand-alone-Strategie umzusetzen." Er erwarte auch nicht, dass Sunrise mit dem UPC-Besitzer Liberty Global im kommenden Jahr neue Verhandlungen aufnehme.

Auch Großaktionär Freenet, der gegen die Transaktion gekämpft hatte, will nichts von Neuverhandlungen wissen. "Das ist ein klares Votum, allein weiterzumachen und mit (dem neuen Mobilfunkstandard) 5G Kabel anzugreifen", sagte Freenet-Chef Christoph Vilanek. "Wir sind überzeugt: Wenn alle an einem Strang ziehen, kann die Aktie in den nächsten 12 bis 24 Monaten deutlich steigen."

Sunrise war mit der Absage der Aktionärsversammlung einer absehbaren Niederlage zuvorgekommen. Bei dem Treffen hätten die Eigentümer über eine Kapitalspritze von bis zu 2,8 Milliarden Franken abstimmen sollen. An der Börse legte die Sunrise-Aktie vorbörslich 2,6 Prozent zu.

Formell ist die Übernahme aber noch nicht abgesagt. Der Vertrag zwischen Sunrise und dem Verkäufer Liberty Global bleibe vorerst in Kraft, bis eine der Parteien ihn kündige, erläuterte Sunrise. Liberty Global erklärte, es gebe auch die Möglichkeit, eine neue Generalversammlung einzuberufen.

Um die Übernahme und die Zustimmung der Aktionäre war bis zuletzt heftig gerungen worden. Mit dem Deal wollte Sunrise Bündelangebote für Mobilfunk, Breitband-Internet, TV und Festnetz anbieten und damit Marktanteile gewinnen und so den Abstand auf Marktführer Swisscom verringern.

Doch der deutsche Großaktionär Freenet und mehrere andere Großaktionäre hatte sich gegen die Pläne ausgesprochen. Sie störten sich unter anderem am Kaufpreis sowie am Umfang der Kapitalerhöhung und setzten ein Fragezeichen hinter die Zukunftsaussichten von UPC.

Viel Zeit investiert

Um die geplante Kapitalerhöhung auf den Weg zu bringen, hätte Sunrise die Zustimmung von mindestens der Hälfte der anwesenden Aktionäre gebraucht. Das schien dem Unternehmen jedoch offenbar aussichtslos. Der Verwaltungsrat von Sunrise sei zu dem Schluss gekommen, dass eine deutliche Mehrheit der Aktionäre die Kapitalerhöhung nicht unterstütze, hieß es in der Mitteilung. Verwaltungsratschef Peter Kurer sagte, er bedauere die Absage des Aktionärstreffens. "Wir haben viel Zeit in die Gespräche mit unseren Aktionären investiert und sind weiterhin von den strategischen und finanziellen Gründen der Übernahme überzeugt."

Dabei hatten beide Parteien nachgelegt, um die Eigentümer doch noch von dem Deal zu überzeugen: Sunrise hatte des Volumen der Kapitalerhöhung deutlich verringert. Sie sollte ursprünglich 4,1 Milliarden Franken schwer sein. Und zuletzt hatte Liberty Global erklärt, sich im Rahmen des Bezugsrechtshandels für die Kapitalerhöhung an dem neuen Unternehmen zu beteiligen.

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