Kopfball

Viel Fußball schadet dem Hirn

imago images/Bernd König
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Profifußballer haben ein fünfmal höheres Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Hauptursache dürften die viele Kopfbälle sein.

Gerd Müller ist eine Ikone des deutschen Fußballs. Aber der „Bomber der Nation“ kann sich seines Ruhms nicht mehr erfreuen. Seit 2011 leidet der heute 73-Jährige an Alzheimer. Nur ein weiteres Opfer der neuen Volkskrankheit? Schon länger steht Fußball als Profisport unter Verdacht, den frühzeitigen Tod durch Hirnerkrankungen zu fördern. Jetzt ist es Gewissheit, durch eine groß angelegte Studie der Universität Glasgow (The New England Journal of Medicine, 21.10.). Die Forscher verglichen verschriebene Medikamente, Sterblichkeitsraten und Todesursachen in einer Gruppe von 7800 ehemaligen schottischen Fußballspielern mit einer Kontrollgruppe von 23.000 Menschen aus der allgemeinen Bevölkerung.

Das Ergebnis: Das Risiko, an Alzheimer zu sterben, ist für die Ex-Kicker fünfmal höher. Über alle Gehirnerkrankungen ist ihr Todesrisiko mehr als drei Mal so hoch. Der Hauptgrund dürften nicht die wenigen schweren Zusammenstöße sein, sondern die häufigen Kopfbälle: sechs bis zwölf pro Spiel, weit mehr im Training, über eine ganze Karriere viele tausend. Sie hinterlassen keine sichtbaren Spuren, aber frühere Studien haben gezeigt, dass sie Strukturen im Hirn dennoch zum Schlechteren verändern.

Freilich betonen die Autoren: Berufsfußball ist nicht zu vergleichen mit dem Freizeitvergnügen einer Viertelmilliarde Amateurkicker weltweit. Bei ihnen überwiegt klar der lebensverlängernde Segen der Bewegung. Auch die Profis der Studie lebten, in Summe über alle Todesursachen, länger. Aber es gibt einen zeitlichen Bruch: Der Vorteil gilt nur für Unter-70-Jährige. Wer es bis dahin schafft, hat fortan ein höheres Risiko, bald zu sterben – vor allem an Demenz. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2019)

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