Musikverein

Naseweises vom Altmeister

Eine „Hommage à Friedrich Cerha“ im Gläsernen Saal widerlegte das Klischee, moderne Musik sei schwer zu hören.

Oft trifft man Gertraud und Friedrich Cerha, hochbetagt und rüstig, im Musikverein und meint zu spüren, in welch guter Tradition die lokale Avantgarde steht. Diesmal konnte man es gleich mit Cerha-Stücken nachhören: Ohne äußeren Anlass hat der Musikverein für sein Ehrenmitglied eine „Hommage à Friedrich Cerha“ ausgerichtet. So würdevoll wie rechtschaffen, denn der Meister (Jahrgang 1926) ist kein bisschen müde geworden und schreibt weiterhin, was ihn so bewegt und was an Klängen in ihm steckt, die er mit der ihm eigenen Qualität mitzuteilen gedenkt. Er lebt in und mit der Aktualität, verhandelt sie spontan mit seinem Kunsthandwerk, denn er hangelt sich nicht wie jüngere Kollegen von Auftrag zu Auftrag.

Cerha widerlegt auch das Klischee, moderne Musik sei schwer zu hören. Er bietet vielmehr technische, strukturelle oder emotionale Haltepunkte an, die zu Orientierung und Erlebnisbereitschaft einladen oder zu Gedankensprüngen verführen können. Seine Musik ist ein Spiegelbild seiner schillernden Persönlichkeit. So intellektuell und neugierig wie ironisch, so ernsthaft wie volksnah (bis hin zum Chansonton oder zur Folklore) – dieser Mann hat die Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts am eigenen Leib verspürt und viele von uns musikalisch in die Gegenwart geführt. Als Geiger, Dirigent, Ensemblegründer, Programmierer, Vermittler und vor allem als Pädagoge.

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