Umbettung

General Francos letzte Reise per Hubschrauber

FILES-SPAIN-HISTORY-POLITICS
FILES-SPAIN-HISTORY-POLITICSAPA/AFP/OSCAR DEL POZO
  • Drucken

Der Leichnam des spanischen Diktators wird auf einen Friedhof am Rand Madrids überführt.

Madrid. Es ist alles vorbereitet für die letzte Reise des früheren spanischen Diktators Francisco Franco: Zwei Militärhubschrauber stehen bereit, um den Sarg mit den Überresten des 1975 Verstorbenen zu seiner neuen, diskreten Ruhestätte zu fliegen. Ein kleiner Kran wartet am Grabmal. Er soll die 1500 Kilo schwere Granitplatte anheben, auf der Franco-Anhänger bis vor Kurzem jeden Tag frische Blumen ablegten. Doch nun sperrten Polizisten das bis dahin viel besuchte Mausoleum im Hinterland Madrids ab, um Störaktionen zu verhindern.

An diesem Donnerstag soll das Grab geöffnet werden. Dann wird die Umbettung jenes Diktators beginnen, der während seiner bis 1975 dauernden Herrschaft eines der schwärzesten Kapitel der spanischen Geschichte schrieb. Mehr als 100.000 Regimegegner, die in Massengräbern verscharrt wurden, gelten bis heute als verschwunden. Am Nachmittag soll der einbalsamierte Leichnam in einer öffentlich nicht zugänglichen Gruft auf einem kleinen Friedhof, rund 35 Kilometer Luftlinie entfernt, wieder beigesetzt werden – im Kreis der Familie, ohne Medienpräsenz. Dort, nicht weit vom Dorf El Pardo, ruht bereits Francos 1988 gestorbene Frau Carmen.

Gerechtigkeit für Opfer

44 Jahre nach der Beisetzung Francos in der Bergbasilika im „Tal der Gefallenen“ nördlich Madrids erfahren die Opfer Francos endlich Gerechtigkeit, wie es ihre Familien seit Jahren einfordern. Sie fanden es empörend, dass im Mausoleum rund 12.000 Franco-Opfer „zusammen mit ihrem Mörder“, wie sie es nannten, beigesetzt waren.

Bereits vor über einem Jahr hatte Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sanchez direkt nach seiner Machtübernahme erklärt, er wolle die Überreste Francos sofort - binnen Wochen - aus dem sogenanneten "Tal der Gefallenen" ("Valle de los Caidos") holen, damit der Ort endlich zu einem wirklichen "Ort der Versöhnung" werden und aufhören könne, ein "Pilgerort" für Faschisten zu sein. Doch immer wieder verhinderten Francos Enkel die Exhumierung mit Anzeigen und Klagen. Bis Spaniens Oberster Gerichtshof endlich Mitte September der Regierung Recht gab, die Überreste des Ex-Diktators exhumieren zu können.

Dass die Exhumierung nun drei Wochen vor den spanischen Parlamentswahlen durchgezogen wird, verärgert vor allem Spaniens konservativen Parteien. Santiago Abascal, Chef der neuen rechtspopulistischen Vox-Partei, twitterte, "der sozialistische Feldzug" beginne mit der Entweihung von Gräbern. Dabei kommt den Rechtspopulisten die Exhumierung eigentlich gelegen. So dürften sie im Zuge der Franco-Polemik und den jüngsten Unruhen in der separatistischen Konfliktregion Katalonien mit ihrem nationalistischen Kurs bei den Neuwahlen am 10. November ordentlich punkten. Das zumindest sagen ihnen sämtliche Umfragen voraus.

„Mein Opa wollte sicher nicht neben Franco bestattet werden"

20.000 Regime-Feinde liegen heuer in den Mauern der gigantischen Basilika bestattet. "Mein Opa wollte mit Sicherheit nicht neben Franco bestattet werden. Und ich kann nicht an einem Ort trauern, an dem täglich faschistischer Personenkult um den Diktator praktiziert wird", sagt Silvia Navarro der APA. Sie engagiert sich in der Franco-Opfervereinigung ARMH. Die Bürgerinitiative schätzt, dass sich noch rund 114.000 Franco-Opfer in anonymen Massengräbern befinden.

(Ralph Schulze/APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Blumen auf dem Grab des Diktators.
Weltjournal

Grünes Licht für die letzte Reise des spanischen Ex-Diktators Franco

Der Streit zog sich hin: Die Regierung wollte den Leichnam des Diktators aus dem „Tal der Gefallenen“ entfernen, um Rechtsextremen ihre Pilgerstätte zu nehmen. Francos Angehörige waren dagegen.
People attend a demonstration against plans to remove Franco from the Valle de los Caidos in San Lorenzo de El Escorial
Weltjournal

Spanien: Der Diktator muss umziehen

Die Grabstätte des Diktators Francisco Franco soll zum Mahnmal der Versöhnung werden. Die Gebeine werden umgebettet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.