Streaming-Dienste teilen

Netflix will Account-Sharing den Stecker ziehen

APA/AFP/JEAN-BAPTISTE LACROIX
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Millionen von Menschen teilen sich ihre Netflix-Accounts mit Freunden und Fremden. Dagegen will der Streaming-Anbieter jetzt aktiv werden. Die Vorgehensweise bleibt unklar.

Netflix, Amazon Prime, Spotify oder Amazon Music. Streaming-Dienste gibt es für die verschiedensten multimedialen Inhalte. Das kann die monatlichen Kosten ordentlich in die Höhe treiben. Praktisch, dass es Anbieter gibt, die Accounts für mehrere Personen anbieten. Unter Freunden und Familie wird daher gerne ein Abo geteilt. In vielen Fällen ein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen. Der Streaming-Anbieter Netflix will künftig aktiv dagegen vorgehen. Nur das wie scheint noch unklar.

Zu Beginn wollte Netflix nicht aktiv gegen das Account-Sharing vorgehen. Steigende Nutzerzahlen bedeuteten hohe Umsätze und zufriedene Aktionäre. Zu Beginn galt es sich gegen TV-Sender und Online-Videotheken durchzusetzen. Das ist geschafft, aber jetzt drängen neue Anbieter auf den Markt und üben mit Kampfpreisen ordentlich Druck aus. Am 1. November startet Apple seinen eigenen Streaming-Dienst.Disney+ geht am 12. November online und wird mit einem umfassenden Angebot wohl der größte Konkurrent.

Account-Sharing kostet Netflix Hunderte Millionen Dollar

Es ist aber nicht die einzige Baustelle auf der sich Netflix wieder findet, denn erstmals stagnieren die Nutzerzahlen. Netflix-Manager Greg Peters erklärte bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen, dass man das Account-Sharing "im Auge behalte" und man "kundenfreundliche Wege suche, um das einzudämmen". Was das genau bedeutet, lässt er offen.

Es ist aber für Netflix ein reales Problem, das das Unternehmen hunderte Millionen Dollar kostet. Einer Umfrage des US-Senders CNBC zufolge, teilen sich 35 Prozent der Millenials in den USA einen Netflix-Account. Aber auch die Älteren teilen noch gerne, wenn auch nur zwischen zehn und 20 Prozent. Hunderte Millionen Dollar entgehen Netflix dabei monatlich. Ein Problem, das nicht von alleine verschwinden wird. Die Befragung von CNBC zeigt, jeder zweite Nutzer unter 21 Jahren hat gar keinen Account. Ziehen sie von zuhause aus, verwenden sie weiterhin den Account der Eltern. Außerdem werden Account-Daten auch online gehandelt oder es schließen sich neue Account-Gruppen zusammen.

Nutzer verletzen dabei die Nutzungsbedingungen des Streaming-Anbieters: "Der Netflix-Dienst und sämtliche Inhalte, die über den Dienst angesehen werden, sind ausschließlich für Ihre persönliche und nicht kommerzielle Nutzung bestimmt und dürfen nicht mit Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben, geteilt werden." Doch Auswirkungen hat das bis jetzt nicht.

Ganz anders bei Musikstreaming-Pionier Spotify. Auch hier wurden lange Zeit Abos geteilt. Das ist zwar innerhalb eines Haushalts möglich, aber nicht darüber hinaus. Deswegen werden die Adressen von Kunden überprüft. Nicht nur von jenem, der das Hauptkonto inne hat, sondern von allen Unterkonten. Spotify behält sich in den dahingehend geänderten Nutzungsbedingungen vor, Kunden zu kündigen, die dagegen verstoßen. Wie die Adressüberprüfung verifiziert wird, bleibt aber unklar.

Das Problem der Überprüfung

Für Netflix ist die Angelegenheit deutlich schwieriger. Zwar kann überprüft werden, wie viele Nutzer in einem Account aktiv sind, aber da das Service auch mobil nutzbar ist, lässt sich nur schwer nachvollziehen, ob es sich um Personen aus einem Haushalt handelt, oder eben nicht.

Der Streaming-Anbieter steht also auch vor der Frage der technischen Umsetzung einer solchen Kontrolle. Außerdem ist unklar, wen Netflix nun "im Auge behält" und vor allem nicht wie.

Anfang dieses Jahres präsentierte das Unternehmen Synamedia auf der CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas eine Methode, wie Streaming-Anbieter mit Software einen Abgleich der Standort-Informationen durchführen können. Außerdem wird abgefragt, wann der Account wo genutzt wurde und was angesehen wurde. Außerdem wird ermittelt, welches Gerät zum Streamen genutzt wurde. So sei laut Synamedia schnell ersichtlich, ob ein Account geteilt wird.

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