Randerscheinung

Kamele auf der Wiese

(c) Carolina Frank
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Der Hund und ich biegen also bei unserem Spaziergang in der Morgendämmerung wie gewohnt aus dem kleinen Wald auf die große Wiese. Und dort stehen neun Kamele.

Der Hund und ich biegen also bei unserem Spaziergang in der Morgendämmerung wie gewohnt aus dem kleinen Wald auf die große Wiese. Und dort stehen neun Kamele. Erst nach einigen Augenblicken bin ich sicher: Es ist keine Fata Morgana. Der Hund stutzt, schaut kurz zu den Wüstenschiffen und jagt dann in der anderen Richtung einer Krähe nach. Am Morgen darauf begleitet uns auch der Jüngste auf unserer Morgenrunde. Von Weitem hören wir die Kamele schon schreien, fremd und furchteinflößend. Auf der Wiese beginnen Männer inzwischen, ein Zirkuszelt aufzubauen. Die Kamele stehen immer noch einfach so auf der Wiese herum, daneben, in einer Art Stallzelt, tummeln sich Lamas, Esel, Ponys, Pferde, Ziegen und Hängebauchschweine. Der Jüngste zeigt dem Hund die Kamele, der Hund schaut nach den Krähen. Der Jüngste ist enttäuscht: „Das muss ihn doch interessieren, der hat doch noch nie ein Kamel gesehen."

Und ich auch nicht, so auf einer Wiese wie sonst die Kühe. Am Sonntag sitzen der Bub und ich dann in der letzten Vorstellung. Wir sehen Pferde, die in der winzigen Manege geordnet im Kreis laufen, eine Artistin, die an einem Seil bis unter die Zeltkuppel klettert, einen Clown, der viel zu laut ist und uns trotzdem zum Lachen bringt. Und dann kommen sie: die Kamele. Aus Sibirien stammen sie, wie der Direktor stolz berichtet, ihre Füße stellen sie auf eine schmale Bank, wenn der Direktor mit der Peitsche knallt. In der Pause streicheln wir die Kamele dann noch hinter dem Zelt. Ich habe fast den Eindruck, sie machen weniger Arbeit als unser Hund. Als wir am Montagmorgen wieder vom Wald um die Ecke biegen, ist die Wiese wieder leer. Bis auf ein paar Krähen. Denen der Hund gleich wieder nachjagt, als hätte er so etwas noch nie gesehen.

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