Preiskampf

Ryanair-Boss: "Lauda ist nicht genug effizient"

Ryanair-Chef Michael O'Leary: „Wenn sich der Erfolg nicht einstellt, kommen die drei Flieger nicht nach Wien, sondern woanders hin.“
Ryanair-Chef Michael O'Leary: „Wenn sich der Erfolg nicht einstellt, kommen die drei Flieger nicht nach Wien, sondern woanders hin.“APA/HELMUT FOHRINGER
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Michael O'Leary verteidigt die Leiharbeitsverträge via Crewlink. Sie ermöglichten mehr Flexibilität. Bei den Gehältern gebe es keine Unterschiede zum KV. Die Aufregung der Gewerkschaft nennt er „beste Gratiswerbung“.

Wien. Für Ryanair-Boss Michael O'Leary tickt die Welt einzig nach ökonomischen Kriterien. Für die Tochter Lauda heißt das: Nur wenn sie die im Geschäftsjahr 2020/21 wie geplant die Gewinnschwelle erreicht, bekommt sie weitere Flugzeuge und Personal. Zur Erinnerung: Im ersten Jahr des Bestehens, 2018, flog Lauda 128 Mio. Euro Verlust ein. Heuer erwartet O'Leary 75 bis 77 Mio. Euro – bisher war von 50 Mio. Euro die Rede.

„Das ist mehr als eine Million pro Woche“, relativierte der für seine harschen Sprüche bekannte Airline-Unternehmer am Mittwoch bei seinem Wien-Besuch gleich die euphorischen Ankündigungen von Lauda-Finanzvorstand Andreas Fritthum, dass im nächsten Sommer die Flotte um drei auf 18 Flieger in Wien (und insgesamt 36) aufgestockt werde. „Wenn sich der Erfolg nicht einstellt, kommen die drei Flieger nicht nach Wien, sondern woanders hin“, stellte O'Leary seiner Österreich-Tochter die Rute ins Fenster. Zumal statt der schwarzen Null noch ein Minus von 25 Mio. Euro denkbar sei. „Lauda ist nicht effizient genug und muss Kosten reduzieren“, lautete die ernüchternde Diagnose des Ryanair-Chefs.

Ob der Breakeven erreicht wird, hänge von zwei Punkten ab, betonte der Ire, der Ryanair zur größten Billig-Airline Europas gemacht hat, die sich bei den Passagierzahlen seit Jahren mit der Lufthansa ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz eins liefert. Zum einen soll Lauda im nächsten Jahr – auch aufgrund der aufgestockten Flotte – zehn Millionen Passagiere befördern. Heuer werden es rund 6,5 Millionen sein. Und zum anderen setzt O'Leary darauf, dass sich die Preisschlacht in Wien abschwächt. Anzeichen dafür gebe es schon, der British-Airways-Ableger Level reduziere die in Wien stationierten Flugzeuge von vier auf zwei. Auch die Lufthansa-Tochter Eurowings ziehe Flieger ab. Dann würden auch die Ticketpreise steigen. Vorerst startet aber Lauda selbst wieder eine Schleuderaktion mit Tickets ab 9,99 Euro.

In fünf Jahren soll Lauda jedenfalls die AUA in Wien, was den Marktanteil betrifft, überholt haben. Heuer wird der zweite Platz nach der AUA angepeilt.

Das Um und Auf ist für O'Leary ohnedies Flexibilität: bei der Netzplanung, den Ticketpreisen – und auch beim Personal. Denn: „Fliegen ist kein 9-to-5-Job, bei dem man im Büro sitzt.“ Deshalb verteidigt er auch die befristeten Leiharbeitsverträge für neue Mitarbeiter, die über die irische Ryanair-Tochter Crewlink angestellt werden. Das hatte zuletzt für heftige Kritik gesorgt. Die Gewerkschaft Vida befürchtet, dass mit den auf 18 Monate befristeten All-In-Verträgen der bestehende Lauda-Kollektivvertrag ausgehebelt werde und kritisierte das den Flugbegleitern angebotene Gehalt von 1130,63 Euro brutto pro Monat als zu niedrig.
O'Leary lässt das nicht gelten und kontert mit einer Gehaltstabelle. Demnach erhalten Junior-Flugbegleiter ein Grundgehalt von 15.830 Euro brutto im Jahr. Dazu kämen eine Umsatzbeteiligung am Bordverkauf, Taggelder sowie ein Betrag für mehr geleistete Flugstunden (das von der EU erlaubte Maximum sind 900 im Jahr). Das mache insgesamt 29.152 Euro brutto im Jahr, bzw. 2082 Euro pro Monat (14 mal) – exakt gleich viel sehe Crewlink und der KV vor. Die Uniform werde gratis zur Verfügung gestellt.

Versetzung nach Bedarf

Was habe es dann mit „All-In“ am Hut und warum Crewlink? Ersteres sei „unser schlechtes Englisch“, es habe keine Bedeutung. In der Luftfahrt gebe es halt keine Überstunden. Die Crewlink-Verträge ermöglichten mehr Flexibilität. Da die Mitarbeiter keiner Basis zugeordnet seien, könnten sie nach Bedarf versetzt werden. Und wenn die sich weigern? „Dann gibt es in Wien keinen Job mehr“.

Bestehende Mitarbeiter – O'Leary sprach übrigens nur von 200, während das Unternehmen selbst zuletzt von 400 sprach – würden den KV behalten. „Der wird nicht aufgekündigt.“ Hinter vorgehaltener Hand wurde der „Presse“ von Crewmitgliedern hingegen berichtet, dass bei der kleinsten Verfehlung versucht werde, zu kündigen. Dann werde ein Crewlink-Vertrag geboten. Zupass kommt Ryanair derzeit das Überangebot an Flugpersonal infolge der Pleiten von Thomas Cook und Adria Airways.

Den Sager, dass er „der beste Freund der Gewerkschaften“ sei, nimmt man O'Leary ohnedies nicht ab. Denn den neuen Lauda-Betriebsrat, gegen dessen Wahl sich schon das Lauda-Management stellte, will O'Leary „einfach ignorieren“. Und über die Aufregung der Gewerkschaft Vida ätzt er, dass sie die „beste Gratiswerbung“ sei.

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