Daniel Biskup fotografierte „mit Westaugen" und Empathie das Ende der DDR. Vieles, das einst banal war, ist heute von historischer Bedeutung.
„Eigentlich war jeder Moment ein Foto", sagt Daniel Biskup, wenn er auf die Zeit vor dreißig Jahren zurückblickt. Und das hat er zuletzt sehr intensiv getan, als er nämlich sein Archiv von etwa 15.000 Fotos, viele davon unveröffentlicht, durchforstete: Für die Vorbereitung eines Bildbands mit dem Titel „Wendejahre" und einer Fotoausstellung, die gerade in Leipzig zu sehen ist. Biskup, Jahrgang 1962, studierte zum Zeitpunkt des Mauerfalls Geschichte und Politik in Augsburg und hatte sich schon 1988 intensiv für das zeitgeschichtliche Geschehen zu interessieren begonnen. Damals reiste er nach Moskau, um sich die Sowjetunion unter Gorbatschow anzuschauen, und hielt auch weiterhin die Augen offen.
Als die ungarische Grenze zur DDR geöffnet wurde und sich Bürger Ostdeutschlands über Österreich einen Weg in die BRD bahnten, schließlich in Bayern ankamen, war Biskup vor Ort. „Ich wusste, da passiert etwas Historisches. Was am Ende dabei herauskommen wird, war noch nicht abzusehen. Mein persönliches Interesse hat mich damals geleitet, ich sage mal, ich war mein eigener Chefredakteur", erzählt Biskup. Als Student arbeitete er freiberuflich für verschiedene Medien, später hauptsächlich für die „Bild"-Zeitung. Wegen seiner langjährigen Tätigkeit an der Seite von Angela Merkel, Gerhard Schröder und Helmut Kohl gilt Biskup in Deutschland auch als Kanzlerfotograf. 2019 fotografierte er wiederholt Sebastian Kurz während seines Wahlkampfs.