Das Wettrüsten im Laufsport hat so viele Irrläufer

Geld und Neid sind die wahren Motive im Streit um Nikes rosa Laufschuh. Welcher Läufer würde sonst gegen den Fortschritt maulen?

Sport ist oft ein so verlogenes Schauspiel. Rekorde werden gefeiert – aber noch schneller von Neidern und Konkurrenten so lang madig gemacht, bis das zuvor noch für gut Befundene geradezu verwerflich wirkt.

Der Kenianer Eliud Kipchoge lief im Prater als erster Mensch einen Marathon mit 1:59:40 in unter zwei Stunden. Schon nach dem Zieleinlauf drängten zur globalen Begeisterung kritische Geister, die Sinn, Wert und Folgewirkung infrage stellten. Das Historische sei moralisch falsch, der Rekord bloß Konstrukt der Technik. Der Nike-Schuh Vaporfly geriet in die Kritik, der Leichtathletik-Weltverband muss das Modell jetzt auf Wettbewerbsvorteile prüfen.

Integrierte Luftkissen stellen im Zusammenspiel mit Carbonplatten ein federndes Element dar, damit laufe man schneller, urteilen Experten. Der Puls bleibt niedriger – das Laufen wird also gesünder. Und wer beschwert sich dagegen? Natürlich Profis, die an andere Hersteller gebunden sind, den Markenwechsel teuer bezahlen müssten. Ihr Wettbewerbsnachteil? Geld.

Ein Schuh ist ein passives Element, kein Hilfsmotor. Es wäre falsch, würde man ihn verbieten wie auch den Ganzkörperanzug der Schwimmer. Es läuft immer noch der Mensch, aber jeder aus ganz anderem Antrieb. Und das Geheul? Es ist in der Sekunde vorbei, in der jede Firma nachgerüstet hat.

markku.datler@diepresse.com

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