Aus finanziellen, weltanschaulichen und geostrategischen Gründen bedauern viele Politiker in der EU den Brexit – und hoffen insgeheim auf eine Wende.
Vergangenen Donnerstag in Brüssel, nach der recht kurzen Unterredung der 27 Staats- und Regierungschefs der EU mit dem britischen Premierminister Boris Johnson über das soeben neu verhandelte Brexit-Abkommen, wurde Donald Tusk kurz sentimental. „Persönlich fühle ich heute Traurigkeit", sprach der scheidende Präsident des Europäischen Rates, also gleichsam der Zeremonienmeister der EU-Gipfeltreffen, vor versammelter internationaler Presse. „Denn tief in meinem Herzen werde ich immer ein Remainer bleiben. Und ich hoffe, dass, wenn unsere britischen Freunde eines Tages entscheiden, zurückzukehren, unsere Tür stets offen sein wird.“
„Für wen ist der Brexit gut?"
So wie Tusk denken sehr viele europäische Politiker. Der Austritt der Briten aus der Union ist für sie ein fundamentaler Schock: hier verlässt der zweitgrößte Nettozahler ins Unionsbudget, ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, die neben Frankreich einzige ernsthafte Streitkraft und die schlagkräftigste Spionageabwehr den europäischen Klub.