Pizzicato

Ganz allein in der Eselsbank

Was für ein Hallo in den imperialen Hallen der Hofburg! Joviales Schulterklopfen da, innige Umarmungen dort, Küsschen links und Küsschen rechts.

Die Freude war groß über das Wiedersehen bei der Konstituierung des Nationalrats nach viereinhalb wahlkampflosen Wochen, und am größten war sie wohl bei den Grünen. Nach zwei dürren Jahren der außerparlamentarischen Opposition hat sich gezeigt, dass kein Kraut gegen sie gewachsen ist.

Ganz hinten, in der Eselsbank, nahm indessen eine Abgeordnete Platz, die wie eine Witwe in schlichtem Schwarz erschienen war. Pia Philippa Strache, die frühere First Lady der FPÖ, konnte sich allein in der letzten Sitzreihe ausbreiten, geschnitten von den ehemaligen blauen Parteifreunden, als würde sie Schwefel verströmen wie ein Geist aus der Flasche. Die vormaligen roten Parteifreunde, die vor ihr saßen, begrüßten die einstige Assistentin Josef Caps bei ihrer Heimkehr immerhin mit einem Handshake.

Aufmunterung und Zuspruch erfuhr die Neo-Abgeordnete derweil von einem Hausmann aus Klosterneuburg, der ihr per Facebook Herzerln schickte. Er hatte guten Rat parat für die Ein-Frau-Fraktion und ihre Jungfernrede. „Oftmals obsiegt parteipolitisches Machtkalkül, oftmals offenbaren sich Intrigen, Illoyalität.“ Wenn H.-C. Strache da nicht aus reinem Herzen sprach. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2019)

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