Der frühere „Spiegel“-Redakteur Claas Relotius klagt seinen Ex-Kollegen Juan Moreno. Dieser hat ein Buch über den Fall geschrieben.
„Tausend Zeilen Lüge“, heißt das im September veröffentlichte Buch von Juan Moreno, der im vergangenen Jahr das Lügengebäude seines „Spiegel“-Kollegen Claas Relotius aufgedeckt hat. Dieser fordert vom Rowohlt Berlin Verlag nun Unterlassung, wegen „erheblicher Unwahrheiten und Falschdarstellungen“. Die betreffen allerdings Rowohlt zufolge nicht die Tatsache der zahlreichen Fälschungen und Morenos Beweise dafür, sondern ausschließlich „Randfragen und Nebenschauplätze“.
Details zu Bürotür und Mittagessen
Zum Beispiel die Frage, ob Relotius täglich oder seltener mit Kollegen zum Mittagessen ging. Ob er mit Praktikanten im selben Büro saß. Ob seine Bürotür immer geschlossen war oder nicht. Aber auch die Angabe, wie viele Journalistenpreise Relotius erhalten habe: 40 nennt Moreno (so wie auch der Abschlussbericht der „Spiegel“-Kommission zum Fälschungsskandal), Relotius zufolge waren es 19 Preise und zwei Auszeichnungen. Die Beanstandungen betreffen auch zwei über Relotius erzählte Anekdoten.
„Unser Klient muss gerade aufgrund der gegen ihn erhobenen Vorwürfe die Verbreitung von Unwahrheiten nicht hinnehmen“, schreibt Relotius' Anwalt an den Verlag. Dieser solle die „falschen streitgegenständlichen Aussagen“ nicht weiter behaupten oder verbreiten. Er wirft außerdem die Frage auf, „inwiefern es zulässig oder auch ethisch zu verantworten ist, ein Buch über einen Menschen zu schreiben, der erkennbar psychisch erkrankt ist“. (sim)