Interview

"Mario Draghi ist ein Meister der vergebenen Möglichkeiten“

RBI-Chefökonom Peter Brezinschek by Akos Burg
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Raiffeisen-Chefanalyst Brezinschek übt Kritik an den Europas Staaten, da sie sich auf die Europäische Zentralbank verlassen haben.

Die Presse: In wenigen Tagen wird Mario Draghi als Chef der Europäischen Zentralbank abdanken und an Christine Lagarde übergeben. Was erwarten Sie sich von ihr?

Peter Brezinschek: Christine Lagarde ist Politikerin, weshalb sie den gespaltenen EZB-Rat einen kann. Auch wenn Draghi ihr die Hände für die kommenden zwölf Monate gebunden hat, wird sie versuchen, ab der zweiten Jahreshälfte 2020 zu vermitteln, wie ihre Ansätze für 2021 aussehen.

Die Konjunktur schwächt sich ab. Hat Lagarde überhaupt die Möglichkeit, von der Nullzinspolitik abzukehren?

Wenn man das, was Draghi zuletzt eingeläutet hat – nämlich noch tiefere Strafzinsen für Banken und die Wiederaufnahme der Anleihekäufe ab November – sofort wieder umzukehren versucht, würde das die Reputation der Europäischen Zentralbank beschädigen. Das würde nicht nur die Finanzmärkte, sondern auch die realwirtschaftlichen Teilnehmer irritieren. Es muss aber auch klar sein, dass die EZB für den Abschwung nicht verantwortlich ist. Die konjunkturellen Risken liegen bei der Politik.

Draghi hat die Staaten der Eurozone dazu aufgefordert, eine aktivere Fiskalpolitik zu betreiben. Wird das passieren?

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