Gleich zwei österreichische Bildhauerinnen wurden gerade ausgezeichnet: Anne Schneider bekam gestern den Chobot-Preis verliehen, Angelika Loderer bekommt den Kardinal-König-Preis. Besuche bei zwei starken Frauen.
Gerade erst ist einem die Geschichte der Bildhauerinnen in Österreich wieder bewusst geworden. Als man in der Ausstellung zur Bildhauerschule der Wiener Kunstakademie auf ein Video von Valerie Habsburg stieß, das an Teresa Feodorowna Ries (1874–1956) erinnert. Ries durfte nicht auf die Akademie, musste Privatunterricht nehmen und wurde trotz aller Schikanen die berühmteste Bildhauerin Wiens. Weiß man heute wieder, nach Ausstellungen wie „Stadt der Frauen“ im Belvedere. Dazwischen war Ries schlicht vergessen.

Seit 2000 unterrichten an der Akademie auch Professorinnen dieses lang so männlich dominierte Fach, 2018 studierten es mehr Frauen als Männer. Und diesen Herbst bekommen zwei Bildhauerinnen wichtige österreichische Kunstpreise verliehen: Gestern Abend Anne Schneider (*1965) den mit 10.000 Euro von der gleichnamigen Galeristin dotierten Dagmar-Chobot-Skulpturenpreis. Am 27. November wird in Salzburg Angelika Loderer (*1984) der Kardinal-König-Kunstpreis (11.000 Euro) verliehen. Vertreterinnen zweier Generationen, aber einer Idee von Bildhauerei. Nämlich einer sensibel mit flüchtigen Materialien umgehenden.