Der erste linke Ministerpräsident Deutschlands, Bodo Ramelow, steht vor einem Triumph. Thüringen könnte aber unregierbar werden. Wobei: Es gäbe da einen Trick.
Erfurt. Die Welt der deutschen Großstädte ist hier weit weg. Viele kleine Orte betten sich in die malerische Wald- und Wiesen-Landschaft Thüringens, in der einen in diesen Tagen doch sehr häufig Bodo Ramelow begegnet. Der Ministerpräsident blickt sanftmütig von den Plakaten. Ramelow, so erfährt man, stehe für „Nähe, Verlässlichkeit, Offenheit“. Nur ein Detail verrät das Sujet nicht: Ramelows Parteizugehörigkeit. Nirgends findet sich auch nur ein kleiner Hinweis. Das Logo der Linkspartei fehlt. Und das ist kein Zufall.
Der 63-jährige Ramelow erreicht in Thüringen Schichten, die um seine Linkspartei sonst einen großen Bogen machen. Denn Deutschlands erster linker Ministerpräsident setzt sich als pragmatischer Landesvater in Szene, der gern auf Distanz zur eigenen Partei geht, wenn er das für nötig erachtet. Er praktiziert die Methode Winfried Kretschmanns, des ersten grünen Ministerpräsidenten, der in Baden-Württemberg weit über das eigene Milieu hinaus ausstrahlt.
Ramelow tanzt aus der Reihe. Auch mit seiner Vita. Der gebürtige „Wessi“ und ehemalige Gewerkschafter trat erst mit 43 Jahren der Linkspartei, damals PDS, bei. Er ist stolzer Kirchgänger, was eher untypisch für einen Linken auf ehemaligem DDR-Gebiet ist. „Ich betone meine evangelische Bindung so stark, weil ich damit in Kombination mit meinem Parteibuch eine Provokation bin“, sagte Ramelow einmal.