Architekturtrends

Weltweit schöner wohnen „made in Austria“

Umgestaltete Villa auf der Palmeninsel Jumeirah in Dubai.
Umgestaltete Villa auf der Palmeninsel Jumeirah in Dubai. (c) R. Strasser
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Heimische Designer sind an den internationalen Hotspots gefragt.

Österreichisches Design steht für klare Linien, schlichte Schönheit und hohe handwerkliche Qualität. Und begeistert jene, die es kennen. Manchmal so sehr, dass sie darauf auch an ihren anderen Wohnsitzen in der Welt nicht verzichten wollen und dafür den Designer ihres Vertrauens schon einmal um die halbe Welt fliegen lassen. Drei Beispiele.

Ein Tiroler in Dubai

Reinhard Strasser hat in Tirol einen klingenden Namen und unter anderem das Severins in Lech gestaltet. Seit fast zehn Jahren verschlägt es den Künstler aber immer wieder nach Dubai, wo er derzeit die bereits zweite Villa auf der berühmten künstlichen Insel The Palm Jumeirah ausstattet. Dort waren zwischen 2007 und 2009 über 2000 Villen in gerade einmal sechs Varianten und zwei Jahren erbaut worden – die ihre Besitzer auf Dauer nicht glücklich machten. Nach einer gewissen Lockerung der baulichen Vorschriften gingen daher viele dazu über, ihre Häuser zu überarbeiten beziehungsweise, wie bei den Strasser'schen Projekten, komplett zu entkernen und neu zu designen. Strassers Auftraggeber war ein deutscher Bauherr, für den er bereits in Kitzbühel gearbeitet hatte – und das offensichtlich so gut, dass dieser ihn auch für seine Projekte in den Vereinigten Arabischen Emiraten anheuerte. „Ich hab am Anfang gar nicht wollen“, erinnert sich der Tiroler an den ersten Auftrag vor zehn Jahren, der sich erwartungsgemäß deutlich aufwendiger gestaltete als spätere Arbeiten.

Die Villa im "Fifth Avenue Style" besticht mit großen Räume, viel Licht, ruhigen Farben und goldglänzenden Elemente aus Messing und Kuper.
Die Villa im "Fifth Avenue Style" besticht mit großen Räume, viel Licht, ruhigen Farben und goldglänzenden Elemente aus Messing und Kuper.Strasser

„Für die erste Villa bin ich seinerzeit 26-mal nach Dubai geflogen“, berichtet er. „Für das derzeitige Projekt gerade dreimal.“ Was nicht daran liegt, dass das aktuelle Domizil mit weniger Engagement eingerichtet wurde, sondern vielmehr daran, dass für die Arbeit im Ausland zunächst einmal ein Verständnis der kulturellen Unterschiede bei den Abläufen, den Zuständigkeiten, aber auch der Kommunikation entwickelt werden musste. Mit diesem Wissen und der Erfahrung hat der Tiroler jetzt die fast 700 Quadratmeter große Villa im sogenannten Fifth Avenue Style designt – einer Mischung aus modern und gediegen, die mit den Vorgaben der orientalisch beeinflussten Bauweise in Dubai harmoniert. Zu dieser gehören beispielsweise enorm große und hohe Eingangshallen – in Strassers Projekt 90 Quadratmeter groß und zwölf Meter hoch –, was für den heimischen Geschmack doch recht gewöhnungsbedürftig ist. Mit ruhigen Farben, viel Licht und einer modernen Lichtinstallation gelang es Strasser dennoch, die Halle in einen Raum umzuwandeln, in dem sich auch ein Europäer nicht verloren fühlt.

Andere Elemente, wie die Liebe zu goldglänzenden Elementen in der arabischen Architektur, konnte der Interior-Designer ebenfalls in das Gesamtkonzept einbinden: „Da kam uns natürlich das Brass-Thema entgegen, das jetzt auch in Österreich sehr angesagt ist“, erklärt er den Einsatz von Kupfer und Messing, der eine gute Verbindung zwischen beiden Welten schafft.

Ein Wiener in Kroatien

Martin Steininger hatte dagegen bei der Gestaltung der Strandvilla F für einen Schweizer Auftraggeber die ganz klare Vorgabe, seinen persönlichen Designstil nach Kroatien zu transportieren. „Unsere Kombination aus Minimalismus, Purismus und Qualität sollte auf Wunsch des Bauherren erkennbar sein“, erzählt der Wiener Designer. „Und da das Haus solitär am Meer steht und es keine direkte Nachbarschaft gibt, war das kein Problem.“ Die Tatsache, dass Steininger und sein Team bei der Villa von Anfang an für alles – von der Architektur über das Interior-Design bis zur Gartengestaltung – verantwortlich zeichneten, erleichterte die Umsetzung der typischen Handschrift zusätzlich. Herausgekommen ist eine moderne Villa, die sich „wie eine Schuhschachtel zum Meer hin öffnet“, wie es Steininger beschreibt, und trotz aller Liebe zum österreichischen Design nicht auf regionale Materialien verzichtet.

In minimalistischem und puristischem Stil hat der Wiener Martin Steininger die Villa in Zadar designed.
In minimalistischem und puristischem Stil hat der Wiener Martin Steininger die Villa in Zadar designed. Martin Steininger

So wurde die Fassade geometrisch mit bis zu 325 Kilo schweren Natursteinplatten von der Insel Brač gestaltet, um für eine monochrom-monolithische Anmutung zu sorgen. Diese setzt sich im Inneren mit reduziertem Design, klaren Linien und viel Anthrazit und Weiß fort. Damit soll die Aufmerksamkeit auf den eigentlichen Star des Hauses gelenkt werden: das Meer. Zusätzlich wurde der Wohnbereich mit großen, fast völlig aufschiebbaren Fensterfronten ausgestattet, womit er nahtlos in den Außenbereich mit seinem Infinitypool übergeht, dessen dunkle Verfliesung wiederum optisch mit dem Meer verschmilzt.

Ein Österreicher in L.A.

Bei Bernd Gruber gibt es für die ewige Frage nach der richtigen Mischung aus lokal und international, aus Designerhandschrift und Bauherrenstil eine Formel, die bestens funktioniert: „Eine gute Mischung ist ein Drittel unserer Kultur, ein Drittel jener des Bauherren und ein Drittel der des Orts“, berichtet Creative Director Philipp Hoflehner.

Eine Mischung aus Mid-Century und Modern, lokal und international stellt das Einfamilienhaus in Los Angeles dar, das Philipp Hoflehner als Projektleiter gestaltet hat.
Eine Mischung aus Mid-Century und Modern, lokal und international stellt das Einfamilienhaus in Los Angeles dar, das Philipp Hoflehner als Projektleiter gestaltet hat. Bernd Gruber

Wobei natürlich manche Orte ganz besonders viel Ausstrahlung haben, und dazu gehört fraglos Los Angeles, wo Hoflehner als Projektleiter ein Einfamilienhaus in West Hollywood gestaltet hat. Auftraggeber war ein deutscher Bauherr, für den das Büro Gruber bereits in Going ein Chalet eingerichtet hatte. „Wir sind dann ein paar Mal hinübergeflogen und haben gesehen, dass Los Angeles einfach wunderschön ist“, erinnert sich Hoflehner. „Allerdings nur, wenn die Sonne scheint“, fügt er hinzu. Denn dann strahlen der Himmel und das Meer in diesem „kraftgebenden Blau“, wie es Hoflehner formuliert, um welches herum dann das Farbkonzept des Hauses gestaltet wurde. Dieses beginnt bereits beim Wandverbau im Eingangsbereich, zieht sich über die Küche mit einem großen, blauen Mittelblock bis in das Wohnzimmer, wo ein riesiger blauer Teppich das Zentrum bildet. Ergänzt wird die dominierende Farbe inmitten der eleganten Mid-century-modern-Inszenierung von hellen Weiß- und zarten Rosatönen und jeder Menge Glas, durch das der Blick auf die Hollywood Hills freigegeben wird. Der ganze Aufwand soll unter anderem die Gefahr bannen, selbst beim hierzulande eher seltenen trüben Wetter unter einem traurigen Grau-in-Grau leiden zu müssen.

DIE DESIGNER

Der international aktive Tiroler Reinhard Strasser leitete bis zur Gründung seines eigenen Ateliers im Jahre 2015 die Wetscher Innenarchitektur.

Martin Steininger ist bekannt für seine puristische, zeitlose Ästhetik. International ist er vor allem im Mittelmeerraum tätig.

Das Designstudio Bernd Gruber in Going/Kitzbühel hat sich aus einer Tischlerei entwickelt und kann sich auf viele internationale Aufträge berufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2019)

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