Erfolg international

Harald Ott: "Wir arbeiten hinter dem Vorhang"

Harald Ott
Harald OttMirjam Reither
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Der gebürtige Innsbrucker Harald Ott forscht in den USA an der Herstellung künstlicher Organe – bereits in zehn Jahren will er sie „in Serie“ züchten.

Viele schwere Entscheidungen habe er zu treffen gehabt, um ins Ausland zu gehen und dort erfolgreich zu werden. „Zumeist hinter dem Vorhang, ohne viel Anerkennung“, sagt Harald Ott. So wie die meisten der gut 500.000 Österreicher, die auf der ganzen Welt leben und arbeiten – und damit das „zehnte Bundesland Österreichs“ bilden, wie Außenminister Alexander Schallenberg betont. Er überreichte bei der Austria'19-Gala dem gebürtigen Innsbrucker Ott die Trophäe zum Österreicher des Jahres 2019 in der Kategorie Erfolg international.

Der Forscher und Chirurg lehrt an der Harvard University in Boston die Beschaffenheit von natürlichen Organen und leitet zudem das Zentrum für Organ Engineering – mit dem Ziel, künstliche Versionen von Organen zu erschaffen und sie in Serie herzustellen. „Wir leben alle länger“, sagt Ott. „Dadurch werden in Zukunft aber mehr Menschen von Organversagen betroffen sein. Deswegen ist unsere Forschung so wichtig – um vorbereitet zu sein und diesen Patienten rechtzeitig zu helfen.“

Auf Abruf bereit

Ein paar Hürden seien noch zu überwinden, „aber ich hoffe, dass wir in zehn Jahren für jeden Menschen das nötige Organ auf Abruf bereit haben“, sagt er. Der Plan: Innerhalb von drei Monaten soll mit den Stammzellen des Patienten das richtige Organ herangezüchtet und ihm eingesetzt werden. Ott, Vater dreier Kinder („Meine Frau kann heute leider nicht hier sein, sie muss im Spital in Boston Nachtdienst schieben“) und Organspender („Nach meinem Tod soll jemand anderer meine Organe bekommen, um besser zu leben“), studierte Medizin in Innsbruck, nach einer dreijährigen Assistenzarzttätigkeit in seiner Heimatstadt ging er als Postdoktorand an die Universität von Minnesota. Es folgten eine Chirurgieausbildung in Harvard, ein eigenes Labor, die Anstellung am Massachusetts General Hospital und der Erhalt eines Lehrstuhls für Organregeneration. Nebenbei gründete er ein Start-up, das sich der Herstellung einer künstlichen Matrix von Nieren und Bauchspeicheldrüse widmet.

Jungen österreichischen Forschern rät er dringend, Auslandserfahrung zu sammeln. „Unsere Absolventen sind extrem gut ausgebildet, haben ausgezeichnete Arbeitsmoral und sind ausgesprochen kreativ“, sagt er. „Der Ruf österreichischer Forscher ist großartig, es stehen ihnen international alle Türen offen.“ Sich einige Jahre im Ausland aufzuhalten, sei „ein wichtiger Bestandteil der wissenschaftlichen Ausbildung“. Er verstehe zudem mehr und mehr, dass das menschliche Potenzial, „also human capital“, der wichtigste Bestandteil einer erfolgreichen Forschungsarbeit sei und durch nichts ersetzt werden könne. Ott: „Der Standort Österreich ist daher sowohl für akademische als auch für industrielle Forschung extrem attraktiv. Man kann nur hoffen, dass es uns gelingt, diesen Vorteil weiterhin in Vorsprung umzuwandeln. Forschung ist ein Teamsport – und ein Rennen.“

Luxushotel und Kosmetikkonzern

Ins Finale in der Kategorie Erfolg international schafften es auch Gerald Krischek und Brigitte Streller. Der Salzburger Krischek gehört zu den erfolgreichsten Hotelmanagern Europas. Seit vier Jahren leitet er das Prince de Galles in Paris. Das Hotel nahe der berühmten Champs-Élysées ist Teil der Luxury Collection, einer der Luxusmarken der Marriott-Gruppe. Der 46-Jährige hat zuvor vier Jahre lang das Hotel Bristol in Wien und zuvor zwei Jahre lang das Hotel Goldener Hirsch in Salzburg geleitet.

Die Tirolerin Brigitte Streller ist seit 15 Jahren für den Kosmetikkonzern L'Oréal für neun Märkte in der Adria-Balkan-Region verantwortlich. In dieser Region verantwortet sie die Aktivitäten von Marken wie Garnier, Maybelline, Lancôme, Kiehl's oder Vichy in Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, im Kosovo, in Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien.

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