Kulturerbe

„Schauspielerin von Weltformat“

Christian Kircher nahm die Austria'19-Trophäe stellvertretend für die erkrankte Schauspielerin Caroline Peters entgegen.
Christian Kircher nahm die Austria'19-Trophäe stellvertretend für die erkrankte Schauspielerin Caroline Peters entgegen.Die Presse
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Seit 2004 begeistert Caroline Peters als Ensemblemitglied des Burgtheaters. Ihr Repertoire reicht von den großen Tragödinnen bis zu den tollsten Komödiantinnen.

Wie gewohnt starke Konkurrenz aus recht unterschiedlichen Sparten gab es beim Wettstreit um das Kulturerbe: Wer würde hier zu den Österreichern des Jahres 2019 zählen? Die Frauen trumpften auf: Drei hatten es ins Finale geschafft. Mit Petra Hartlieb war eine Wiener Buchhändlerin nominiert, die selbst Bücher schreibt. Caroline Peters debütierte bei der Austria für den Bereich Schauspiel, und mit Monika Sommer war die ideenreiche Direktorin eines fast noch brandneuen Museums im Rennen: Das Haus der Geschichte wurde im November 2018 eröffnet.

Und gewonnen hat, wie bei der Gala in den Sofiensälen am Mittwochabend verkündet wurde – Caroline Peters! Auf die Bühne aber kommt nicht die berühmte Burgschauspielerin, sondern ein Mann mittleren Alters mit recht kurzem Haar. Hat sich diese Komödiantin einen Spaß erlaubt und tritt in einer Männerrolle auf? Hat sie ihre Stimme verstellt, eine noch tiefere Tonlage gewählt?

Die Viren sind schuld

„Ich bin nicht Caroline Peters“, sagt Christian Kircher. Der Geschäftsführer des Bundestheaterverbands ist nur der Bote, der sie entschuldigen lässt. Er verliest eine Grußbotschaft. Caroline Peters sei untröstlich, dass die Viren sie davon abgehalten haben, „diese tolle Auszeichnung persönlich entgegenzunehmen“. Sie lade jedoch alle ein, ihre Produktionen anzusehen. Kircher schwärmt von einer großartigen Persönlichkeit, „einer Schauspielerin von Weltformat“. Der Applaus bestätigte dies, als Kircher von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Auszeichnung stellvertretend für die Schauspielerin entgegennimmt. Er nutzt im einleitenden Gespräch mit Moderatorin Claudia Reiterer die Gelegenheit dafür anzumerken, wie rege sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk für kulturelle Werte einsetze. Derzeit werde gerade intensiv an neuen Formen der Kommunikation gearbeitet – Streaming, Player-Plattformen und dem Archiv gälten besondere Aufmerksamkeit. Für die Kultur aber hat er folgendes „Faust“-Zitat von Johann Wolfgang von Goethe parat: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“

Das gilt besonders auch für das Schauspiel und seine hervorragenden Akteure, die von den antiken Klassikern bis zu gegenwärtigen Performances diese darstellende Kunst immer wieder neu beleben. Caroline Peters zählt darin zu den Protagonistinnen im deutschsprachigen Raum. Sie kann Tragödinnen ebenso glaubwürdig spielen wie Vamps, auch Hosenrollen passen zu dieser energiegeladenen Frau. Die Tochter eines Psychiaters und einer Slawistin ist vor allem auch eine tolle Komödiantin. Schon während des Schauspielstudiums in Saarbrücken wurde die gebürtige Mainzerin von Andrea Breth an die Schaubühne in Berlin geholt. Peters feierte dann auch Erfolge in Hamburg, Köln und Zürich . . . Seit 2004 gehört sie dem Ensemble des Burgtheaters an und hat dort bereits in Dutzenden Rollen geglänzt.

Gepriesen auch in Film und Fernsehen

Ihr Repertoire ist unglaublich vielfältig. Sie wurde für ihr Können vielfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit einem Nestroy-Preis, zweimal gar in der Kritikerumfrage der deutschen Fachzeitschrift „Theater heute“ als Schauspielerin des Jahres sowie als Beste Schauspielerin in einer komödiantischen Rolle. Ruhmreich verläuft auch ihre Karriere im Fernsehen (die Krimiserie „Mord mit Aussicht“!) und im Film (zum Beispiel die österreichische Komödie „Womit haben wir das verdient?“). So erhielt Peters unter anderem den Grimme-, den Ulrich-Wildgruber- und den Bayerischen Fernsehpreis. Derzeit ist die Ausgezeichnete am Burgtheater in „Medea“ zu sehen (von Simon Stone nach Euripides), am Akademietheater in „Deponie Highfield“ von René Pollesch, in Henrik Ibsens „John Gabriel Borkman“ und in „Heisenberg“ von Simon Stephens sowie höchst aktuell im Kasino mit „The Blond Project“.

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