Unterwegs

USA: Not „walkable“

Nicht jede Stadt in den USA ist fußgängerfreundlich.
Nicht jede Stadt in den USA ist fußgängerfreundlich.REUTERS
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2018 war in den USA für Fußgänger und Radler das tödlichste Jahr seit 1990. Wer je dort gelebt hat, kennt die Gründe.

Der begnadete amerikanische Reiseschriftsteller Bill Bryson hat in seinem Buch „Notes from a Big Country“ eine Anekdote festgehalten, die viel über die kulturellen Unterschiede zwischen Europa und den USA aussagt. Und zwar schildert er, wie er beim Versuch, irgendeine Kleinstadt im Mittleren Westen zu Fuß zu erkunden, grandios scheitert. Denn dieses Stadt ist nicht „walkable“, sprich: Wenn man die natürlichste Fortbewegungsweise wählt, das Gehen, dann stößt man ständig auf unüberwindbare Hindernisse. Im schlimmsten Fall wird man für einen Einbrecher gehalten und muss sich gegenüber der Polizei legitimieren.

Bryson hatte diese Erlebnisse in seiner alten Heimat nach zwei Jahrzehnten, die er in England gelebt hatte. Die inverse Erfahrung machte ich, als ich im Frühling 2017 nach viereinhalb Jahren in den USA nach Europa zurückkehrte. Gewiss gibt es auch in allen europäischen Ländern jene unseligen, aufs Auto konzentrierten urbanen Räume: Man denke nur an all die parasitenhaft an den Städten klebenden Einkaufszentren. Aber grundsätzlich empfinde ich es wohltuend, dass ich mich in Europa fast überall per pedes fortbewegen kann.

Möglicherweise liegt es auch an dieser geringeren Abhängigkeit vom Auto, dass in Europa die Unfallquoten zurückgehen, während das Jahr 2018 in den USA das tödlichste für Radfahrer und Fußgänger seit 1990 gewesen ist. Die Hauptgründe dafür (mehr elektronische Ablenkung, größere Autos) gibt es in Europa leider auch. Dafür fährt man weniger – und geht mehr.

oliver.grimm@diepresse.com


Nächste Woche:
Timo Völker

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.10.2019)

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