Österreich ist innovativer, als man denkt. Von ehemaligen Angestellten, die mit Mitte 40 Firmen gründen, Uni-Absolventen, die im Silicon Valley für Staunen sorgen und den Stolpersteinen auf ihrem Weg zum ganz großen Erfolg.
Österreich, wo bitte ist Österreich? Was kann man dort – und warum zur Hölle sollte mich das interessieren? Wenn im Silicon Valley die Sprache auf das Acht-Millionen-Einwohner Land in der Mitte Europas kommt, sind die meisten blank. „Über Österreich hat man keine Meinung“, sagt Markus Wagner. Er muss es wissen. Der Unternehmer wurde 2006 im Alter von 28 Jahren mit dem Verkauf seiner Firma „3united“ in den USA zum Millionär. Dann gründete er die Beteiligungsfirma i5invest und investierte selbst in Start-ups. Seit sechs Jahren lebt Wagner in Palo Alto und baut die US-Dependence auf. Sein Geschäft: Unternehmen aus Europa mit den Größen der internationalen Tech-Welt verkuppeln. Den Googles, Apples und Ciscos.
Eine denkbar knifflige Aufgabe. Denn von den meisten europäischen Ländern hat man im Silicon Valley, einfach gesprochen, keinen Tau. „Nur Deutschland sticht heraus. Man weiß, der Markt ist groß, dort lässt sich Geld verdienen. Das war's dann aber schon.“ Punkten würde man im Silicon Valley, dem Nabel der globalen Tech-Welt, ausschließlich mit Können. Und da muss sich Österreich nicht verstecken, sagt Wagner. Zumindest manche Österreicher nicht. „Es gibt hier Projekte, die wirklich Weltspitze sind. Wir haben eine unglaubliche Qualität an Leuten. Nicht viele, aber die sind wirklich top ausgebildet.“ Das seien vor allem Absolventen von kleinen, spezialisierten Instituten an Universitäten und Fachhochschulen. Die seien so gut, dass sie sich auf Augenhöhe mit Experten im Silicon Valley austauschen können. „Wenn der CTO (Technik-Vorstand, Anm.) einer dieser Firmen mit dem CTO von Google, Facebook oder Amazon spricht, sind die beeindruckt.“
Gründen mit über 40. Wagner nennt als Beispiel TriLite. Die Firma mit Sitz in Wien stellt Laserprojektoren für Augmented-Reality-Brillen her. TriLite wurde unter anderem von Absolventen des Instituts für Sensor- und Aktuatorsysteme der Technischen Universität Wien gegründet. „Sie sind in ihrem Bereich so spezialisiert, du kannst sie den besten Laserfirmen der Welt gegenübersetzen und die Leute sind beeindruckt.“ Ebenso begeistert beschreibt Wagner die Wiener Firma Linbit, die Speichertechnologie entwickelt. „Da muss man keine Scheu haben, bei der Weltspitze ein Projekt für sie anzubahnen.“ Brillante FH- und Universitätsabsolventen sind aber nur eine Kategorie, mit der Österreich punkten könne. Eine zweite: Erfahrene Angestellte mit viel Berufserfahrung, die später selbst Unternehmen gründen. Auch da sei Österreich speziell, wegen der hohen Dichte an großen Industriekonzernen wie Voest, Magna, Siemens, Kapsch. „Das ist ganz anders als in der typischen europäischen Start-up-Metropole Berlin“. Technologielastige Unternehmen seien dort kaum anzutreffen.