Glasnost für Anthropologen!

„Mr. Paleodemocracy“: Den Ehrentitel erhielt Lee Berger für das Teilen seines spektakulären Funds des Homo naledi.
„Mr. Paleodemocracy“: Den Ehrentitel erhielt Lee Berger für das Teilen seines spektakulären Funds des Homo naledi.STEFAN HEUNIS / AFP / picturedesks
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Kooperation lässt Konkurrenz erodieren: Rare Funde, die einst wie Horte gehütet wurden, werden immer häufiger geteilt, als virtuelle Fossilien.

Um alte Knochen hat es schon erbitterte Kämpfe gegeben, ausgetragen vor Gericht oder gar mit den Fäusten, und die Sieger haben ihre Schätze wohl gehütet. Das hat Tradition vor allem in der Anthropologie, in der es in einer der letzten Runden um die rätselhaften Frühmenschen ging, die ein australisches Team 2004 auf der indonesischen Insel Flores gefunden, Homo florensiensis genannt – des Zwergwuchses wegen auch „Hobbits“ – und mitgenommen hat, sehr zum Missfallen indonesischer Kollegen/Konkurrenten, denen der Zugang zu den Fossilien verwehrt wurde (Nature 514, S. 422).

Das war kein Einzelfall, umso größer war die Überraschung bei einem der nächsten spektakulären Funde, dem des Homo naledi in Südafrika, er gelang Lee Berger (Witwatersrand) 2015 und umfasste 1500 Knochenstücke von mindestens 15 Individuen (eLife e09560). Deren Morphologie wurde noch im gleichen Jahr für jedermann frei zugänglich, in Form von 3-D-Scans, die Berger in die Online-Plattform MorphoSource einspeiste. Ob es sich wirklich um eine neue Art von Menschen handelte, blieb umstritten, aber für seine Freigiebigkeit erhielt Berger von manchen Fachkollegen den Ehrentitel „Mr. Palaeodemocracy“.

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