Architektur

Wie die Besatzer ein „besseres Leben“ bauten

So sollte der zerbombte Heinrichshof in Wien (gegenüber der Staatsoper) als „Amerikahaus“ wieder stehen, nach einem Entwurf von Oswald Haerdtl.
So sollte der zerbombte Heinrichshof in Wien (gegenüber der Staatsoper) als „Amerikahaus“ wieder stehen, nach einem Entwurf von Oswald Haerdtl.(c) Architekturzentrum Wien
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Eine Ausstellung im Architekturzentrum Wien wärmt den Kalten Krieg auf – als Epoche städtebaulicher Impulse und als Ringen um die kulturelle Vormachtstellung. Überraschender Sieger: die Briten.

Das Schicksal der Welt kann sich in einer Küche entscheiden. 1959, mitten im Kalten Krieg, gerieten Chruschtschow und Nixon aneinander. Heftig stritten sie über Atomraketen – in einer amerikanischen Modellküche in Moskau, auf einer Ausstellung im Rahmen eines Kulturaustausches. Harmlos, dem Ort angepasst, hatte der Disput begonnen: Es ging um Waschmaschinen, Zitronenpressen und entlastete Hausfrauen, im Grund um Vorzüge oder Fehler von Kapitalismus und Kommunismus. Was aber macht ein Video dieser kuriosen Begegnung im Architekturzentrum Wien? Es zeigt, worum es den Siegermächten in der Besatzungszeit ging: Sie kämpften um die Seelen der Österreicher, im Dienst von Ideologien. Eine der wichtigsten Fragen dabei war: Wie wollen wir künftig bauen und wohnen? Alle vier Alliierten zeigten dazu Ausstellungen, drehten Propagandafilmchen, legten Magazine in Leseräumen auf und ließen ihre Anhänger Artikel in ihren Zeitungen schreiben – viel Material also für die lohnende Schau „Kalter Krieg und Architektur“, die bis 24. Februar zu sehen ist.

Die Sowjets hatten den schwersten Stand, weil regierende Parteien und Medien sie auf Distanz hielten. Dafür setzten sie mit dem Denkmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz gleich nach Kriegsende einen unübersehbaren Akzent. Und Roland Rainer, bald einer der erfolgreichsten heimischen Architekten, entwarf zeitgleich ihren Heldenfriedhof in Hollabrunn (zuvor hatte er als NSDAP-Mitglied das Einfamilienhaus als dem „arischen Wesen“ gemäß propagiert – eine typisch österreichische Karriere).

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