Ski

Lange Irrfahrten, kurze Lichtblicke beim Saisonauftakt in Sölden

Trainingssturz und verpatzter zweiter Durchgang: Manuel Feller am Rettenbachferner.
Trainingssturz und verpatzter zweiter Durchgang: Manuel Feller am Rettenbachferner. (c) APA/AFP/JOE KLAMAR
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Der Weltcupauftakt in Sölden zeichnete kein erfreuliches Bild der Skination. Im Riesentorlauf ist das Podest weiter außer Reichweite. Im Damenteam machte sich zumindest die Masse bezahlt.

Der Winter setzt nicht aus, nur weil Marcel Hirscher heuer lieber zu Hause im Lammertal weilte anstatt Schwünge in den berüchtigten Steilhang von Sölden zu ziehen. Der Skipensionist soll versucht haben, den Fernseher nicht aufzudrehen, wenn die Hundertsteljagd wieder einmal von vorn losgeht. Gesehen hätte er gleich zum Saisonauftakt ein ÖSV-Debakel mit Ansage.

Während die Franzosen untereinander den Sieg ausfuhren – es gewann Alexis Pinturault vor Mathieu Faivre – waren die Österreicher rund um ihren besten Mann, Manuel Feller (Zwölfter), bestenfalls Nebendarsteller. Denn als Hirscher jahrelang alles in Grund und Boden fuhr, hat man es bei den ÖSV-Herren schlicht verpasst, eine schlagkräftige Riesentorlauf-Truppe auf die Beine zu stellen. Also acht Jahre verstreichen lassen. Da passt es ins Bild, dass Feller, Österreichs Nummer eins in dieser Disziplin, noch kein Weltcuprennen gewonnen hat. Am Sonntag war sein Abstand zum Podest auch wieder größer als noch im vergangenen Saisonfinish. „Wir haben uns super vorbereitet, es aber nicht umgesetzt“, resümierte er.

„Ein Monat zum Nachdenken“

Kollege Stefan Brennsteiner, der in aussichtsreicher Position im zweiten Durchgang früh ausgeschieden war, erklärte: „Ich war zu ungeduldig. Derzeit stehen wir nicht gut da. Wir haben jetzt einen Monat Zeit bis Beaver Creek (nächster Riesentorlauf, Anm.) – ein Monat zum Nachdenken.“

Vier bis fünf Mann aus dem ÖSV-Lager wollte man im zweiten Durchgang dabeihaben, ein Ziel, so tief gegriffen, dass es letztlich auch erreicht wurde. Speedspezialist Matthias Mayer fuhr gar auf den 15. Platz. Doch mit der Entscheidung hatten die vier Finalteilnehmer nichts zu tun. Im nicht mehr ganz jungen rot-weiß-roten Riesentorlaufteam (Durchschnittsalter in Sölden: 26,5) findet sich weiter niemand, der schon einen Weltcup-Riesentorlauf gewonnen hätte. Jene Disziplin, die letztlich die Basis für den alpinen Rennlauf schafft, bleibt die große Baustelle. „Das ist eine Kernkompetenz, die wir uns zurückholen wollen“, meinte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Hirscher hatte hier bis zuletzt alles in sich vereint, die Spitze und die Breite. Bei den Herren fehlt in diesem Winter beides.

Achterbahnfahrt

Im Damenteam sticht zumindest die Masse, wenn die Topläuferinnen wie in Sölden fehlen oder enttäuschen. Die Ötztalerin Franziska Gritsch fuhr mit beherztem zweiten Lauf auf Platz sieben vor, Speedspezialistin Ramona Siebenhofer zeigte mit Platz zehn auf. Zwei Österreicherinnen in den Top Ten eines Riesentorlaufs – mit Blick auf die niedrigen Erwartungen ein guter Einstand für Chefcoach Christian Mitter. „Da sieht man schon, dass etwas auf dem Weg ist“, meinte der Steirer.

Doch auf das Podest fehlten Welten. Vor allem im ersten Lauf waren die Rückstände enorm, nur Bernadette Schild blieb unter zwei Sekunden (+ 1,96). Düpiert wurde die ÖSV-Truppe wie auch der Rest der Welt in Sölden von Alice Robinson und damit von einer 17-jährigen Neuseeländerin bei ihrer Siegpremiere im Weltcup.

ÖSV-Teamleaderin Ricarda Haaser war nur 28., und hinter Eva-Maria Brem, der bisher letzten ÖSV-Siegerin in einem Weltcup-Riesentorlauf (März 2016), steht nach Platz 25 wieder ein Fragezeichen. Besonders bitter: Für Schild ist die Saison nach Sturz und Kreuzbandriss zu Ende. Auch Stephanie Brunner und Anna Veith fehlen noch verletzt. Und ob Katharina Liensberger nach ihrem gescheiterten Materialwechsel heuer noch Rennen für den ÖSV fahren wird, ist fraglich. Chefcoach Mitter: „Es nutzt nichts. Wir sind eben mit dieser Mannschaft am Start. Hättiwari bringt nichts.“

Riesentorlauf Herren Sölden

1. Alexis Pinturault (FRA) 2:14,14 Min.

2. Mathieu Faivre (FRA) +0,54 Sek.

3. Žan Kranjec (SLO) +0,63

Weiters: 4. Tommy Ford (USA) +0,70 5. Ted Ligety (USA) +1,09 12. Manuel Feller (AUT) +1,52 15. Matthias Mayer (AUT) +1,81 18. Henrik Kristoffersen (NOR) +2,02 19. Roland Leitinger (AUT) +2,06.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2019)

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