Tod des IS-Anführers

Internationale Reaktionen: "Wendepunkt im Kampf gegen den Terrorismus"

Der türkische Präsident Erdogan.
Der türkische Präsident Erdogan.
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Die internationalen Staats- und Regierungsspitzen reagierten mit Erleichterung. Nur Russland bezweifelt den Erfolg der Aktion.

Jahrelang war Abu Bakr al-Baghdadi als selbsternannter "Kalif" von Syrien und dem Irak verantwortlich für Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen, Anschläge, Entführungen und ethnischen Säuberungen. Die internationalen Staats- und Regierungsspitzen reagierten mit Erleichterung auf den Tod des IS-Anführers, der sich während eines Einsatzes des US-Militärs selbst getötet hat.

Trump sprach in seiner detailreichen Rede davon, dass Baghdadi „wie ein Hund“, „wie ein Feigling“ gestorben sei und die ganze Zeit über gewimmert, geweint und geschrieben habe. „Die Welt ist nun ein viel sicherer Ort“, sagte der US-Präsident.

Aber nicht alle wollten sich mit dem Erfolg zufrieden geben. Russland, bei dem sich Trump in seiner Ansprache ausdrücklich bedankte, äußerte Zweifel am „zum x-ten Mal“ vermeldeten Tod des IS-Anführers. Dem Ministerium lägen „keine verlässlichen Informationen“ vor, vielmehr gebe es „wiedersprüchliche Details“, die „legitime Fragen und Zweifel an der Realität und vor allem am Erfolg dieser amerikanischen 'Operation' aufkkommen lassen“.

Trump hatte in seiner Rede aber angeführt, dass umgehend ein DNA-Test durchgeführt worden sein, der Baghdadis Identität bestätigt habe.

Anders fiel die Reaktion des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aus. Er sprach auf Twitter von einem "Wendepunkt in unserem gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus.“ Sein Land habe den „teuersten Preis“ im Kampf gegen Daesh, die kurdische Arbeiterpartei PKK und die Kurdenmiliz YPG und anderere Terrors-Organisationen gezahlt. Die Türkei begrüße daher diese Entwicklung. Die Türkei stuft PKK und YPG wie den IS als Terrororganisation ein. Daesh wird vor allem im anglo-amerikanischen Sprachraum häufig als
Synonym für den IS verwendet.

„Nur Teil eines längeren Kampfes"

Lob kam auch aus Israel. Laut Ministerpräsident Benjamin Netanyahu belege der Militäreinsatz die „Entschlossenheit“ der von den USA angeführten „freien Länder“, die „Kräfte des Terrors, Terrororganisationen und Terrorstaaten“ zu bekämpfen. Baghdadis Tod
sei ein "wichtiger Meilenstein, aber nur Teil eines längeren
Kampfes, den wir gewinnen müssen".

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson sprach von einem
"wichtigen Moment im Kampf gegen den Terror", sagte aber, der "Kampf
gegen das Böse" müsse fortgesetzt werden. Und der britische Verteidigungsminister Ben Wallace erklärte: "Die Welt wird Baghdadi nicht vermissen."

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron nannte die Nachricht einen „schweren Schlag gegen den IS", doch sei der Tod Baghdadis nur eine Etappe. "Der Kampf mit unseren Partnern der internationalen Koalition wird fortgesetzt, um die terroristische Organisation endgültig zu
besiegen. Das ist unsere Priorität."

Vor allem in der irakischen Stadt Mossul, wo Baghdadi im Juni 2014 sein
selbsternanntes Kalifat über Millionen Menschen im Irak und Syrien
ausrief, herrschte große Erleichterung über den Tod "dieses
Verbrechers". Nach Angaben von Geheimdienstvertretern in Bagdad
stammten die Informationen über das Versteck Baghdadis vom
irakischen Geheimdienst.

Die mit den USA im Kampf gegen den IS verbündeten Kurdenmilizen in Nordsyrien rechnen mit Vergeltungsangriffen durch Schläferzellen des IS. Er stelle sich auch auf Angriffe auf Gefängnisse unter kurdischer Verwaltung ein, in denen tausende IS-Kämpfer festhalten werden, sagte der Kommandant der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mazlum Abdi.

(APA/AFP)

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