Experten hätten vor Ort mit DNA-Analysen Baghdadis Identität bestätigt, berichtete US-Präsident Trump. Die „New York Times" beschreibt, welche Möglichkeiten das US-Miliär dazu hat. Es bleiben Fragen offen.
Der Anführer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), Abu Bakr Al-Baghdadi, ist nach Angaben von US-Präsident Donald Trump tot. Doch wie konnten US-Spezialkräfte bei ihrem Einsatz im Nordwesten Syriens die Identität des selbst ernannten „Kalifen" so schnell bestätigen? Die "New York Times" beschreibt, welche Mittel dem US-Militär zur Verfügung stehen.
Nach Trumps Aussagen haben Experten vor Ort mit DNA-Analysen die Identität Al-Baghdadis bestätigt und zudem Leichenteile vom Einsatzort mitgenommen. US-Spezialeinheiten hätten insgesamt nur etwa zwei Stunden am Einsatzort verbracht.
Dank technischer Fortschritte in den vergangenen Jahren könnten die neuesten Geräte für DNA-Schnelltests, die mehrere US-Behörden verwendeten, binnen 90 Minuten eine Identifizierung liefern, schrieb die "New York Times" unter Berufung auf David H. Kaye, Professor an der Penn State Law School. Es handle sich hierbei um tragbare Apparate etwa in der Größe eines Mikrowellen-Geräts - klein genug also, um in einem Militärhubschrauber mitgenommen zu werden.
Es muss eine Vergleichsprobe gegeben haben
Sowohl das Pentagon als auch die US-Bundespolizei FBI haben nach Angaben der Zeitung in diese Technologie investiert. Ob die Kommandoeinheit bei dem Al-Baghdadi-Einsatz solch ein Gerät tatsächlich nutzte, sei nicht bekannt. Für die Tests könnten Proben auch zu einem Militärstützpunkt gebracht worden sein. Herkömmliche DNA-Feldtests seien oft ungenau. Manche lieferten nur dann klare Ergebnisse, wenn die Testperson noch lebe.
Als DNA-Proben können zum Beispiel Blut oder Körperteile verwendet werden. Um die am Einsatzort gefundene DNA abzugleichen, bedarf es einer bereits vorhandenen Probe, von der sicher ist, dass sie von derselben Person stammt. Alternativ kann die Vergleichs-DNA auch von nahen Verwandten kommen, wie die "New York Times" erklärt. Eine Schlüsselfrage laute also, welche Probe das US-Militär verwendet habe, um eine Übereinstimmung zu bestätigen.
Laut der Zeitung ist es möglich, dass den US-Experten früheres DNA-Material von Al-Baghdadi vorlag: Mitte der 2000er Jahre saß der spätere IS-Chef in einem US-Gefängnis im Irak. Wahrscheinlicher sei aber, dass damals lediglich Fingerabdrücke genommen und Gesichtsfotos gemacht worden seien.
Die Spezialkommandos stützen sich bei der Identifizierung aber auch auf Geheimdienstinformationen und biometrische Daten. Oft seien Biometrie-Experten Teil eines Teams, um Zielpersonen zu identifizieren. Möglicherweise konnte Baghdadis Identität aufgrund einer einfachen Gesichtserkennung bestätigt werden: Bei der Explosion einer Sprengstoffweste bleibe der Kopf des Attentäters oft intakt, sagen Experten.
(APA/dpa)
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