Sennheiser Testbericht

Ambeo-Soundbar bringt Kinofeeling ins Wohnzimmer

Sennheiser ist für Musikstudio-Equipment bekannt. Nun wagt sich das deutsche Unternehmen in die Wohnzimmer, mit der ersten Soundbar. Sind die verbauten 13 Lautsprecher in 1,25 Metern die Investition wert? „Die Presse“ hat die Ambeo Soundbar getestet.

Je flacher der Fernseher, umso flacher der Klang. Das ist die traurige Wahrheit. Einerseits gibt es in den Geräten kaum Platz, um überhaupt von Resonanzkörper reden zu können. Andererseits ist auch kaum Platz für vernünftige Lautsprecher. Eine Branche konnte sich mit zusätzlichem Equipment etablieren. Soundbars sind beliebt und in jeder Preisklasse verfügbar.

Die Zusatzlautsprecher sind mittlerweile notwendig, um dem Bild der Fernsehgeräte gerecht zu werden. Meist sind es die Hersteller selbst, die diese Geräte anbieten. Nun steigt aber auch Soundprofi Sennheiser ein. Ein überraschender Schritt, sind die Heimlautsprecher für das Wohnzimmer nicht die Kernkompetenzen. Mit dem Einstieg hat man sich Zeit gelassen und gemeinsam mit dem Erlanger Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen zusammen gearbeitet. Ziel der Kooperation war es, den MPEG-H-Standard gemeinsam auf die Beine zu stellen. Dabei handelt es sich um eine Tonkodierung, die wie auch Dolby Atmos auf der Beschreibung von Audio-Projekten beruht. Dabei handelt es sich um Tonspuren, die keinem festen Kanalschema zugeordnet sind.

Die Soundbar hat Ansprüche an ihr neues Zuhause

Von der Präsentation des ersten Prototypen bis zum marktreifen Produkt vergingen knapp zwei Jahre. Seit August dieses Jahres ist die Soundbar auf dem Markt. Für satte 2500 Euro kann das Schwergewicht erworben werden. Die Soundbar eignet sich aber nicht für jedes Wohnzimmer.

(c) Sennheiser

Ist der Fernseher nicht an der Wand montiert, wird es bereits schwierig. Denn mit einer Spannweite von 125 Zentimeter lässt sich die Soundbar nicht leicht irgendwo reinquetschen. Und damit Fernseher und Soundbar irgendwie in Relation zueinander stehen, sollte das Hauptgerät mindestens 55 Zoll haben. Die Ausgangssituation der Testerin war nicht die beste: Der Fernseher steht auf einem Sideboard und aufgrund der geringen Tiefe der Soundbar, lässt sich diese auch nicht einfach unter den Fernseher schieben. Was auch ein wenig an audiophile Blasphemie grenzen würde. Ein Montieren an der Wand kam freilich auch nicht in Frage, auch wenn es eine separat erhältliche Halterung (50 Euro) gebe. Der Platz sollte vorher ausgemessen und wohl überlegt sein, denn mit 18 Kilogramm Kampfgewicht, will man die Soundbar nicht durch die Gegend wuchten.

Meterweise Sound

Gleich zu Beginn sei gesagt, dass Sennheiser seinen Job gut gemacht hat. 13 Cassis verstecken sich hinter der Stoffbespannung, wovon sechs Mittel-Tieftöner nach vorne ausgerichtet sind. Links, rechts und in der Mitte bestreiten drei Kalottenmembranen den Hochtonbereich. Zwei weitere Hochtöner kümmern sich um die Seiten, während zwei Breitband-Lautsprecher den Klang nach oben tragen. Das hat den Sinn, dass er von der Decke reflektiert wird und so der Eindruck von akustischer Höhe gewonnen wird. Diese Kampfaufstellung soll ein 5.1.4 Surroundsystem simulieren. Sennheiser zufolge erhält man ein All-in-One-Gerät und spart so drei Front-, zwei Surround-, einen Subwoofer und vier Deckenlautsprecher, die man sonst benötigen würde.

(c) Sennheiser

Damit das aber auch gelingt, muss die Soundbar zunächst mal verstehen, wo sie sich gerade befindet und wie der Raum aufgebaut ist. Dafür liefert Sennheiser ein Messmikrofon mit, das nach der Installation wieder in die Kiste darf und nicht mehr benötigt wird.

Das Anschließen geht - sobald die Soundbar ihren Platz hat - relativ schnell. HDMI-Kabel anstecken, Stromkabel anschließen und dann per Klinke das Messmikrofon verbinden. Das Gerät sollte maximal fünf Meter Abstand nach links, rechts und oben haben. Alles darüber hinaus verzerrt ein wenig das Ergebnis, warnt Sennheiser. Hier konnten optimale Testvoraussetzungen geschaffen werden.

Bei der Installation und Raumausmessung erwies sich die 2500 Euro teure Soundbar als zickig. Nachdem das Mikrofon, das ein fünf Meter langes Kabel bietet, nach Anleitung in Ohrhöhe positioniert war, begann das Kalibrieren. Beim ersten Versuch blieb der Verarbeitungsprozess bei 94 Prozent stecken. Vier weitere Versuche mit teils nervigen Testtönen später, war es dann doch geschafft. Das Kalibrieren dauert ohne Zwischenfälle knapp zehn Minuten und ist kein großer Aufwand. 

Die Soundbar kann über die mitgelieferte Fernbedienung oder aber auch über die Sennheiser-App "Smart Control" (iOS und Android) bedient werden. Bei der Smartphone-Nutzung wird eine Bluetooth-Verbindung benötigt. Die Fernbedienung macht aber allemal ihren Job.

Wenn's im Fernseher scheppert und knallt

Kaum in Betrieb genommen, macht sich schnell der Klangunterschied zu bisher getesteten Soundbars bemerkbar. Actionfilme, die mit Dolby-Atmos aufwarten können, wie zum Beispiel in "Ready Player One" lassen den Lautsprecher sehr gut dastehen. Wenn es dann im Fernseher scheppert und knallt, spielt die Soundbar erst ihre Bassqualitäten aus. Bei den verschiedenen Soundprofilen (Film, Musik, Nachrichten, Sport und Neutral) braucht es ein geschultes Ohr, um den Unterschied zwischen Nachrichten und Sport zu erkennen.

Ist die Soundbar wieder abmontiert und man kehrt zum Sound des Fernsehers zurück, dann wird der Unterschied erst richtig bewusst. Sennheiser hat sich mit seinem ersten Ausflug in die Wohnzimmer nicht die Finger verbrannt. Und auch den Preis kann man - setzt man ihn in Relation - rechtfertigen. Denn was Sennheiser tatsächlich gelungen ist, ist ein 3D-Soundsystem in nur einem Gerät. Klar, man muss leichte Abstriche machen, spart aber Platz. Ein "echtes" 5.1.4. System kostet ab 5000 Euro aufwärts. Sennheiser hat mit der Soundbar eine elegante Alternative entwickelt.

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