Ob Österreich oder Schweiz: Zwei Beispiele für betreutes Wohnen heimischer Architekten und Unternehmer.
1835/1840 als Villa der Familie Plankensteiner erbaut, später vornehmes Gasthaus, nun betreutes Seniorenhaus: Der unter Denkmalschutz stehende Spätbiedermeier-Bau Villa Liebenau in Graz wurde im letzten Jahr von Silver Living als Bauherrenmodell auf den Markt gebracht und von Architekt Dominik Staudinger sowie der Metropolis Real Estate GmbH zu 19 Wohneinheiten umgestaltet. Dazu wurde noch ein moderner Anbau errichtet – beide Bauten orientierten sich am Konzept des betreuten Wohnens, das Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Mobilität von älteren Menschen unterstützen soll. Alt und Neu sollen sich dabei ergänzen, ihre jeweiligen Qualitäten präsentieren. Im Frühjahr 2019 eröffnet, ist das Haus seit Kurzem ausvermietet. Die Appartements messen zwischen 42 und 60 Quadratmeter, dazu kommen Grünflächen und Gemeinschaftsräume.
Innsbrucker Know-how
In Horgen in der Schweiz verwirklichten ATP Architekten Ingenieure mit Sitz in Innsbruck ihre Vorstellungen von betreutem Alterswohnen – in der Stiftung Amalie Widmer. „Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass es für die kommenden Generationen ein neues, ein anderes Verständnis von Hospitality braucht als heute. Die zukünftigen Generationen suchen in ihrer dritten Lebensphase vor allem Sinnstiftung, Convenience und Community“, sagt Matthias Wehrle, Partner und Geschäftsführer von ATP. Convenience sei im Sinne eines einfachen Zugangs von zielgruppengerechten Gastro-, Gesundheits-, Kultur- und Gesellschaftsangeboten, Community im Sinne einer stärkeren Integration in das bestehende kommunale Umfeld an Mitmenschen verschiedenen Alters zu verstehen. Ob Wohnraum, Arbeitsplatz oder Teil des öffentlichen Raums: Die Lebensrealitäten in Pflegeheimen sind unterschiedlich, das Spannungsfeld zwischen würdevollem Wohn- und attraktivem Arbeitsraum breit. „Gerade in der frühen Planung müssen sich Architekten und Ingenieure intensiv mit den Bedürfnissen der künftigen Nutzer auseinandersetzen.“ Integrale Planung sei das Um und Auf. „Nur wenn Architekten und Ingenieure gemeinsam auf einzelnen Plänen nacheinander arbeiten, kann ein Gebäude kosteneffizient und ressourcenbewusst realisiert werden.“
In Horten sollen betagte Menschen die Atmosphäre einer Wohngemeinschaft auf vier Etagen genießen können. Im Zentrum liegt ein Essbereich, an den Ess- und Aufenthaltsraum schließt laut Entwurf ein barrierefrei zugänglicher Erlebnisgarten an. Hier sollen die künftigen Bewohner selbst pflanzen und mit Erde arbeiten können.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2019)