Großauftrag

„Jedi“ macht Microsoft noch teurer

Microsoft hat den Favoriten Amazon ausgebremst.
Microsoft hat den Favoriten Amazon ausgebremst. (c) APA/AFP/STAN HONDA
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Der Zuschlag für das Pentagon-Cloud-Projekt „Jedi“ kommt bei den Aktionären des US-Softwareriesen gut an. Microsoft ist Apple als teuerster Konzern der Welt dicht auf den Fersen.

Washington. Es war ein Kampf der IT-Giganten, wie er seinesgleichen suchte. Die Börsenschwergewichte Amazon, Microsoft, Oracle und IBM ritterten um einen Großauftrag des US-Militärs mit dem symbolträchtigen Namen „Jedi“ (Joint Enterprise Defense Infrastructure). Und so wie im Star-Wars-Universum schenkten sich die Bewerber nichts. Schließlich ist „Jedi“ mit einem Volumen von zehn Mrd. Dollar und einer Laufzeit von zehn Jahren eines der größten IT-Projekte, die das Pentagon je vergeben hat.

Jetzt ist die Entscheidung gefallen – und sie ist eine große Überraschung: Nicht der Online-händler Amazon, der lang als Favorit galt, machte das Rennen, sondern Microsoft. Oracle und IBM waren schon vor Monaten ausgeschieden.

Für den US-Softwareriesen, der sich seit Längerem mit Apple ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Spitzenplatz als teuerstes Unternehmen der Welt liefert, bedeutet der Zuschlag einen Sprung nach vorn: Bei den Aktionären kam die Entscheidung gut an, die Aktie legte am Montag schon vorbörslich um mehr als drei Prozent zu. Microsoft kommt nun auf eine Kapitalisierung von 1073 Mrd. Dollar und liegt damit nur knapp hinter Apple. Der iPhone-Hersteller ist 1114,3 Mrd. Dollar wert. Da kommt nur mehr Amazon mit 873,2 Mrd. Dollar Börsenwert halbwegs mit, während Oracle und IBM weit abgeschlagen auf 177,8 bzw. 119,9 Mrd. Dollar Kapitalisierung kommen.

Zugang zu weiteren Projekten

Bei dem Auftrag geht es darum, das US-Militär ins Zeitalter des Cloud Computing zu führen. Die zersplitterten Netzwerke sollen zu einem einheitlichen Cloud-System verbunden und mit künstlicher Intelligenz aufgerüstet werden.

Kein Wunder, dass mit harten Bandagen gekämpft wurde. Schließlich dürfte dieser Auftrag das Tor zu weiteren lukrativen Geschäften mit dem Pentagon öffnen. „Wir glauben, dass dies das Potenzial hat, als Zugangstor zu weiteren Aufträgen der US-Regierung zu dienen“, schrieben Experten von JP Morgan in ihrer ersten Reaktion.

Microsoft profitiert schon seit Längerem von der Konzentration auf das Cloud-Geschäft. In dem Ende September abgeschlossenen ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs 2019/20 stieg der Umsatz um 14 Prozent auf 33,1 Mrd. Dollar. Der Gewinn wurde um 21 Prozent auf 10,7 Mrd. Dollar gesteigert.

Der Entscheidung, die mehrfach aufgeschoben worden war, ging ein heftiger Schlagabtausch voraus, bei dem die Bewerber alle Register zogen. Denn es ging ja nicht nur um Milliarden, sondern auch um Macht und Einfluss im Pentagon und im Weißen Haus.

So hatten Oracle und IBM die Konditionen der Auftragsvergabe kritisiert und Beschwerden beim Government Accountability Office (einer Art Wirtschaftsprüfungsbehörde) eingereicht. Sie beklagten, dass der Auftrag nur an ein Unternehmen gehen sollte. Oracle warf in einer – ebenfalls erfolglosen Klage – der Regierung einen Interessenkonflikt vor, weil ein Mitarbeiter des Pentagon, der mit dem Auftrag befasst war, zuvor für Amazon gearbeitet hatte.

Ob die Abneigung von US-Präsident Donald Trump gegen Amazon-Chef Jeff Bezos und seine „Washington Post“ letztlich mitgespielt hat, wird kaum bewiesen werden können. „Wir sind überrascht von diesem Ergebnis“, zitierte die „Washington Post“ Amazon-Sprecher Drew Herdener. Amazon Web Services sei der klare Marktführer im Cloud Computing, und eine detaillierte Bewertung der Angebote führe eindeutig zu einem anderen Schluss. Es wird daher erwartet, dass Amazon das Ergebnis vor Gericht anficht. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2019)

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