Die Vereinbarung zwischen Türkei und Russland wird umgesetzt. Zuvor war es erstmals zu einem direkten Gefecht zwischen syrischen und türkischen Truppen gekommen.
Die bewaffneten Kurden haben nach russischen Angaben insgesamt 34.000 Menschen aus der Pufferzone im Norden Syriens abgezogen. Zudem hätten die Kurden 3.000 Waffen sowie Militärtechnik aus der 30-Kilometer-Zone mitgenommen, sagte Generalmajor Juri Borenkow am Dienstagabend einer Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums zufolge.
Die syrischen Truppen hätten nach dem Abzug der Kurdenmiliz YPG an der Grenze zur Türkei inzwischen außerdem mehr als 80 Kontrollpunkte eingerichtet. Davon seien 60 nahe der Stadt Kamischli und 24 nahe der Stadt Kobane, sagte Borenkow.
In einer 10-Kilometer-Zone seien zudem Patrouillen der russischen Militärpolizei unterwegs, um für Sicherheit zu sorgen, sagte der Offizier. Die vor einer Woche von der Türkei und Russland in Sotschi am Schwarzen Meer getroffenen Vereinbarungen für den Norden Syriens würden in vollem Umfang umgesetzt. Die Abstimmung zwischen dem türkischen und dem russischen Militär laufe reibungslos, hieß es.
Türkei zufrieden
Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor mitgeteilt, dass die Kurden ihren Abzug noch vor Ablauf einer Frist vollzogen hätten. Auch das Außenministerium in Moskau äußerte sich zufrieden mit der Umsetzung der Beschlüsse von Sotschi.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, Russland habe ihn über den Abzug der "Terrorgruppen" in Kenntnis gesetzt. Erdogan hat gedroht, die Offensive wieder aufzunehmen, wenn sich die YPG nicht vollständig zurückzieht.
Direkte Gefechte zwischen Syrien und Türkei
Kurz vor Ablauf einer Waffenruhe in Nordsyrien hat es in der Region erstmals direkte Gefechte zwischen der türkischen Armee und den syrischen Regierungstruppen gegeben. Bei den Kämpfen nahe der türkischen Grenze seien sechs syrische Soldaten getötet worden, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden fünf syrische Soldaten durch türkischen Artilleriebeschuss in der Nähe des Dorfes Al-Assadija südlich der Grenzstadt Ras al-Ayn getötet. Ein Sechster sei im Zuge des Gefechts von protürkischen Milizen "hingerichtet" worden. Die oppositionsnahe Organisation in Großbritannien bezieht ihre Informationen von Aktivisten vor Ort. Für Medien sind diese meist kaum zu überprüfen.
Die Türkei unterstützt seit Jahren die syrischen Rebellen im Kampf gegen Machthaber Bashar al-Assad und unterhält keinen Kontakt zu seiner Regierung. Bei ihrer Offensive in Nordsyrien wurde die türkische Armee von verbündeten syrischen Rebellenmilizen unterstützt.
Türkei will Kurden-Milizen von Grenze vertreiben
Die Kämpfe am Dienstag waren nach Angaben der Beobachtungsstelle die ersten direkten Gefechte zwischen Soldaten der Türkei und Syriens seit dem Start der türkischen Offensive am 9. Oktober. Der international umstrittene Einsatz hat zum Ziel, die YPG-Miliz aus dem Grenzgebiet zu vertreiben. Angesichts der türkischen Offensive und des Abzugs der US-Truppen sah die Verwaltung der kurdischen Autonomieregion keinen Ausweg, als die syrische Armee zu Hilfe zu rufen.
Machthaber Bashar al-Assad entsandte daraufhin Mitte Oktober zwar Truppen an die türkische Grenze, doch vermieden beide Seiten eine Konfrontation. Zudem vereinbarte die Türkei acht Tage nach Beginn der Offensive mit den USA eine Waffenruhe, um den YPG-Kämpfern den Abzug zu ermöglichen. Mit Russland verständigte sich die Türkei später auf eine Verlängerung der Feuerpause sowie gemeinsame Patrouillen entlang der Grenze.
Gemäß der Vereinbarung Erdogans mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin behält die Türkei die direkte Kontrolle über einen 120 Kilometer langen und 30 Kilometer breiten Grenzabschnitt zwischen Ras al-Ayn und Tal Abyad, den sie erobert hat. Das Grenzgebiet östlich und westlich davon soll nach dem Abzug der YPG von der russischen Militärpolizei und der syrischen Armee kontrolliert werden. In Grenznähe soll es zudem russisch-türkische Patrouillen geben.
(APA/AFP)
(APA/AFP)