Russland-Krise

Betrug da, Spionage dort

Hacker-Attacken und Doping-Probleme beschäftigen die Großmacht, der weiterhin der Ausschluss von Olympia 2020 droht.

Moskau. Massive Hacker-Attacken auf den Weltsport und der ständige Ärger der Doping-Ermittler wegen der Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor: neun Monate vor den Sommerspielen in Tokio bleibt Russland ein blinkendes Ziel auf dem Radar der Sportwelt. Die Entscheidung über eine Suspendierung der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada verzögert sich jedoch.

„Angesichts des hochtechnischen Charakters dieser Untersuchung und der Menge des zu bewertenden Materials kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein fester Zeitplan festgelegt werden“, teilte die Welt-Anti-Doping-Agentur zum leidigen Dauerthema mit.

Russland steht im Verdacht, die aus dem Moskauer Doping-Kontrolllabor abgerufenen Daten manipuliert zu haben. Es handelt sich um Testergebnisse von Jänner 2012 bis August 2015. In diesem Zeitraum sollen in diesem Labor systematisch positive Tests vertuscht worden sein. Sollte sich der Manipulationsverdacht erhärten, droht eine erneute Suspendierung – oder sogar ein Ausschluss von den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio.

Nach einer dreijährigen Sperre hatte die Wada den Bann am 20. September 2018 aufgehoben; mit der Auflage, dass Russland Daten und Dopingproben aus den Jahren 2012 bis 2015 übergibt. Dies war aber erst nach einigem Zögern geschehen. Immerhin hat Russland Fragen zu Unstimmigkeiten bei den Labordaten beantwortet. Diese Informationen werden derzeit „bewertet“.

Cyber-Crime im Sport

Fast zeitgleich warnte Software-Gigant Microsoft vor einer neuen Cyberattacke. Eine Hacker-Gruppe, die im Westen als verlängerter Arm russischer Geheimdienste gilt, habe Sport-Organisationen im Visier. Seit Mitte September seien 16 nationale und internationale Sport- und Anti-Doping-Organisationen angegriffen worden, berichtete Microsoft. Einige Attacken waren erfolgreich, „die Mehrzahl nicht“, hieß es. Die Gruppe ist unter Codenamen „Strontium“ oder „Fancy Bear“ bekannt. Ihr wird auch der Angriff auf IT-Systeme des Deutschen Bundestags und des Demokraten-Parteivorstands DNC 2015 zugeschrieben. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2019)

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