Fußball

Erst das Spektakel, dann der Skandal

Ausraster, Strafe und kleinlaute Entschuldigung: Florenz-Neuzugang Franck Ribéry.
Ausraster, Strafe und kleinlaute Entschuldigung: Florenz-Neuzugang Franck Ribéry.(c) imago images/LaPresse (Jennifer Lorenzini via www.imago)
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Franck Ribéry feierte einen fulminanten Einstand in der Serie A, der Franzose stahl selbst Cristiano Ronaldo die Show. Nun treten aber auch in Italien die Schattenseiten des Altstars zutage.

Florenz/Wien. Den halben Platz sprintete Franck Ribéry zurück, dann grätschte er niemand geringerem Cristiano Ronaldo den Ball vom Fuß. Die Fans des AC Florenz jubelten, nach der Partie, ein respektables 0:0 gegen Juventus Turin, frohlockte Klubbesitzer Rocco Commisso: „Haben Sie Ribéry mit 36 gesehen? Er hat besser gespielt als Cristiano Ronaldo!“

Es war der dritte Spieltag der Serie A, und Ribéry war endgültig angekommen in Italien. Weil sein Vertrag von den Bayern nicht verlängert wurde, war er im Sommer ablösefrei nach Florenz gewechselt. Er soll dem Tabellen-16. der Vorsaison wieder Aufwind verleihen. Aktuell liegt die Fiorentina auf Platz neun, feierte aber schon den Achtungserfolg gegen Serienmeister Juventus und ein 3:1 über AC Milan. Im San Siro hat Ribéry ein Tor erzielt, die Mailänder Fans applaudierten, die Serie A wählte ihn zum Spieler des Monats und „Tuttosport“ schrieb: „Ribéry ist ein Spieler, für den die Zeit stillsteht.“

Nun traten aber auch in Florenz die Schattenseiten des Altstars zutage. 1:2 hatten die Florentiner am Sonntag gegen Lazio Rom verloren, nach Schlusspfiff rammte Ribéry einem Linienrichter den Ellbogen in die Brust, der Unparteiische taumelte zurück. Der Referee zückte die Rote Karte, die Liga sperrte den Franzosen für drei Partien und verhängte eine Geldstrafe (20.000 Euro).

Sportlich mag der 36-Jährige auf viele Erfolge zurückblicken, noch deutlicher aber ziehen sich Ausraster und Skandale durch die Karriere des 81-fachen Nationalspielers. Dass Ribéry dennoch zwölf Jahre in München spielte, ist der schützenden Hand von Präsident Uli Hoeneß geschuldet. Da konnten noch so viele Trikots in Richtung Ersatzbank oder Ellbogen in Richtung Gegner fliegen. Es gab Handgreiflichkeiten mit einem Reporter, in der Kabine ging Ribéry auf Arjen Robben los. Vom Vorwurf der sexuellen Beziehung mit einem minderjährigen Callgirl wurde er aber freigesprochen.

In Frankreich halten sie Ribéry ohnehin für einen Egomanen, dessen Leistungen im Teamtrikot zu wünschen übrig ließen. Er gilt als einer der Anführer beim „Fiasko von Knysna“, als Frankreichs Auswahl bei der WM 2010 gegen Teamchef Raymond Domenech rebellierte. Domenech bezeichnete Ribéry später als „empfindliche Diva“, Ex-Bayern-Coach Jupp Heynckes nannte ihn einen „Straßenkämpfer“, der nach Respekt giere. Zuletzt hat Ribéry bei den Bayern Aufsehen erregt, weil er ein Gold-Steak verspeist und danach kritische Beobachter über soziale Medien vulgär beleidigte.

Dort schlug er dieser Tage kleinlautere Töne an. „Ich entschuldige mich bei meinen Teamkollegen, beim Trainer, bei den Fans“, schrieb Ribéry nach seinem ersten Ausraster im Florenz-Trikot. Als Heilsbringer wird der Franzose nun auch in Italien nicht mehr verklärt werden.

Auch gegen Ronaldo hatte Ribéry nur deshalb so beherzt einschreiten müssen, weil er mit einem völlig misslungenen Pass den Juventus-Konter überhaupt erst eingeleitet hatte. Mit Krämpfen in den Beinen verließ er dann in der 69. Minute den Platz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2019)

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