Wenn ich nicht schon so viele Freundinnen durch meine Kolumne verloren hätte, würde ich jetzt über eine Freundin schreiben, die sich gerade als Numerologin selbstständig macht.
Wenn ich nicht schon so viele Freundinnen durch meine Kolumne verloren hätte, würde ich jetzt über eine Freundin schreiben, die sich gerade als Numerologin selbstständig macht. Aber leider geht das nicht. Sonst geht bald niemand mehr am Samstagvormittag mit mir Kaffee trinken und erzählt mir von seinem Leben. Oder weiht mich in seine Ziele ein. Oder fragt mich sogar, ob ich helfen würde. Dabei hab ich es gern gemacht! Es ist ja nichts Ehrenrühriges, wenn man sich eine Ausbildung zur Esoterikberaterin durch ein Crowdfunding unter Freundinnen und Freunden finanziert. Ich war gleich begeistert! Man gibt ein bisschen Starthilfe und bekommt dafür eine numerologisch-astrologische Beratung. Natürlich geht es mir nur um die Unterstützung meiner Freundin.
An Numerologie oder Astrologie glaub ich ja nicht! Diese Wissenschaften stammen ja aus einer Zeit, in der man sich den täglichen Verlauf der Sonne noch als Pferdegespann vorstellte, das ein Gott über den Himmel lenkt. Und man sich beim Wasserbüffel entschuldigte, bevor man ihm den Speer ins Herz stieß. Damit will ich nicht sagen, dass es nicht gute Gründe geben kann, sich die eine oder andere verpfuschte Liebesgeschichte als Summe von Geburtstagen und Namen zu erklären. Zum Beispiel, wenn die Geburtstage zahlenmäßig zu weit auseinanderliegen. Aber das ist natürlich Vulgärnumerologie! Bei mir hat meine Freundin sofort an den Zahlen gesehen, dass ich ein Talent für wundervolle Liebesgeschichten habe. Vielleicht nicht gerade in diesem Leben, aber ziemlich sicher im nächsten oder übernächsten. Außerdem habe ich der Menschheit Großes zu geben. Wahrscheinlich kann ich sogar die Welt retten. Allerdings nur, wenn ich fest daran glaube. Seither hab ich ein schlechtes Gewissen.