„Little Joe"

Jessica Hausner: „So authentisch ist keiner“

Harmlos? Die Regisseurin mit ihrer Titelfigur –
Harmlos? Die Regisseurin mit ihrer Titelfigur – (c) Christine Ebenthal
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Jessica Hausner zentriert ihre Frankenstein-Parabel „Little Joe" um eine mysteriöse Blume und fragt: Wer sind wir schon wirklich?

Die Titelfigur von Jessica Hausners Film „Little Joe" hat einen purpurroten Kopf, einen dicken geschwungenen Stängel und wurde in tausendfacher Ausführung gefertigt – pro Entwicklungsstadium. Im Film füllt Little Joe ein ganzes Gewächshaus, mal als Knospe, mal ganz offen, mit frech in alle Richtungen ragenden Staubblättern, die bereit sind, ihren Pollen in die Welt zu schleudern und jeden, der ihn einatmet, unter ihre Kontrolle zu bringen. Kann das sein? Oder ist diese Blume eh ganz harmlos – und der Effekt, den sie auf Menschen zu haben scheint, nur Einbildung?

Aus nächster Nähe wirkt Little Joe, also eine der blühenden Kunststoffrequisiten, die Jessica Hausner zum Interview mitgebracht hat, nicht allzu bedrohlich. „Ich interessiere mich eigentlich gar nicht für Pflanzen", sagt die Regisseurin. Der Gegenstand sei letztendlich austauschbar, in der Drehbuchentwicklung gab es auch einmal einen Apfel ohne Kerne, der Unheimliches zu bewirken schien. „Der Vorteil einer Pflanze ist, dass man den Duft auch versehentlich einatmen kann, man kann unabsichtlich infiziert werden. Bei einem Apfel muss man reinbeißen." Hausners Grundidee war jedenfalls nicht eine böse Blume, sondern: „Eine weibliche Frankenstein-Figur, die nicht nur ein Monster erschafft, sondern eigentlich zwei: eine Pflanze und ein Kind."

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