Berufswahl

Was soll ich werden?

Was soll ich werden?
Was soll ich werden? Getty Images
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Die heute 15- bis 24-Jährigen flüchten lieber in ein Gap-Jahr als sich festzulegen. Und erwarten Spaß und Sicherheit.

Der Übergang von Schule/Studium in den Beruf wird komplizierter. Man flüchtet sich lieber in ein Gap-Jahr als sich festzulegen. Zu diesem Ergebnis kommt die vierte McDonald’s-Ausbildungsstudie. Befragt wurden 1600 deutsche Jugendliche von 15 bis 24 Jahren, die Ergebnisse geben aber auch für Österreich zu denken.

Wie sie entscheiden

Den jungen Menschen, so die Autoren vom Institut für Demoskopie Allensbach, fehlt es an Maßstäben und Kriterien, um ihre Entscheidungen zu treffen. Zu schnell ändern sich die technischen und sozialen Gegebenheiten, als dass sie sich festlegen wollen. Aus Angst, sich für das Falsche zu entscheiden, schieben sie die Berufswahl so lange wie möglich hinaus. Zum Ende der Schulzeit haben nur 23 Prozent eine Vorstellung, was sie beruflich machen möchten. Von diesen sehen 79 Prozent dem Schulende mit Freude entgegen, von allen anderen Schülern nur jeder zweite.

Angesichts der verwirrenden Zahl an Optionen flüchteten viele in ein improvisiertes und wenig durchdachtes Gap Year, eine Pufferzeit, vorgeblich, um Orientierung zu finden. Wobei, wie die Autoren sich nicht verkneifen können, so mancher dabei den Rhythmus verliere und nicht in ein geregeltes Alltagsleben zurückkehre.

Ihr Vorschlag zur Abhilfe ist durchaus ungewöhnlich. Der Staat solle jedem Schulabsolventen ein bezahltes Jahr auf Probe in öffentlichen Einrichtungen, zivilen Organisationen oder privaten Unternehmen garantieren; alternativ ein durch Stipendien unterstütztes Studieren auf Probe an Universitäten oder Fachhochschulen.

In der Praxis fällt ein weiterer Trend auf: Hochschulen, die Theorie und Praxis verknüpfen, verzeichnen die größten Zuwachsraten. Derzeit ziehen Kombinationen von Studium und Ausbildungsberuf, Studiengänge mit vertiefender Praxis (etwa Pflichtpraktika) und berufsbegleitende Studiengänge.

Wo sie Rat suchen

Man würde meinen, die beliebteste Informationsquelle der Generation Z sei das Web. Stimmt nicht. Mit weitem Abstand führen die Eltern (89 Prozent), gefolgt von Freunden (77 Prozent). Erst dann wird das Internet konsultiert (70 Prozent) bzw. andere Familienangehörige (62 Prozent). Interessant ist, dass gleich danach 56 Prozent Betriebsbesichtigungen als hilfreiche Quelle nennen - Unternehmensführungen bleiben aus Sicht der Recruiter also eine gute Idee. Auch von den Lehrern (56 Prozent) erhoffte man sich Orientierung – vergeblich, dort ist mit der Vorbereitung auf das Berufsleben nur ein Drittel der Schüler zufrieden.

Was sie erwarten

Ein Ergebnis der Studie sticht heraus, wird aber von den Autoren nicht weiter kommentiert: die Erwartungen der jungen Generation an ihren künftigen Beruf (siehe Tabelle). Nahezu alle Motive zielen auf das Erfüllen eigener Bedürfnisse ab. Weltverbesserndes sucht man vergeblich (Greta wäre traurig). Auch die Antreiber früherer Generationen (etwas bewegen wollen, Einfluss nehmen) kommen nicht mehr vor. Selbst Altruistisches, früher bei jungen Frauen ganz oben auf der Hitliste (anderen helfen), findet sich erst an 27. von 35 Stellen.

Was aber wollen die Jungen vom Beruf? Ganz oben stehen Spaß bei der Arbeit (98 Prozent), nette Kollegen (95 Prozent) und „ein Beruf, der meinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht“ (94 Prozent). Anders gesagt: Mit der heilen Fun-Arbeitswelt, die Recruiter in ihren Employer-Branding-Kampagnen so gern zeichnen, liegen sie genau richtig.

Dann folgt ein unerwartetes Motiv: der „sichere Arbeitsplatz“ (92 Prozent). Sicherheit und Beständigkeit sind der Generation Z sehr wichtig, damit können Recruiter punkten. Die von den Millennials so hart erkämpfte Flexibilität in der Arbeit hingegen zieht gar nicht: Home Office etwa liegt mit nur 18 Prozent Zustimmung an 34. und vorletzter Stelle. Noch uninteressanter scheint nur, in einem Großunternehmen zu arbeiten. Das wollen nur 15 Prozent.

Detail am Rande: Eine Sorge quält die Jungen gar nicht: die Angst vor der Digitalisierung. Knapp zwei Drittel sind überzeugt, dass sie ihnen mehr Vor- als Nachteile bringt.

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