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Liederbuch-Affäre in der Steiermark

 Wolfgang Zanger (FPÖ)
Wolfgang Zanger (FPÖ) APA/ROLAND SCHLAGER
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Kurz vor der Landtagswahl soll erneut ein Buch mit antisemitischen, NS-verherrlichenden und rassistischen Passagen aufgetaucht sein.

Wie die vergangene Niederösterreich-Wahl hat auch die bevorstehende steirische Landtagswahl ihren Liederbuch-Skandal. Via "Krone" wurde am Mittwoch ein Kompendium aus dem Besitz der Verbindung "Pennales Corps Austria zu Knittelfeld" bekannt, das neonazistische, antisemitische und österreichfeindliche Texte enthält. Mitglied der Burschenschaft ist ein steirischer Nationalratsabgeordneter.

Dabei handelt es sich um Wolfgang Zanger, der in der Vergangenheit nicht nur durch vulgäre Zwischenrufe ("Beidl") im Nationalrat, sondern auch durch die Teilnahme an einem Marsch der Identitären aufgefallen war. Er selbst hat, wie er der "Krone" berichtete, das Liederbuch in seinem Besitz gefunden, am Sitz der Burschenschaft läge es aber nicht mehr auf.

Distanzieren will sich Zanger von dem Buch nicht: "Distanzieren kann ich mich nur von etwas, das ich selbst geschrieben, gesagt oder getan habe. Warum soll ich mich von etwas distanzieren, das andere geschrieben haben?" Seinen Angaben zu Folge stammen die "Liederlichen Lieder", wie das Buch betitelt ist, nämlich aus einer anderen Verbindung, der Grazer Burschenschaft "Cheruskia".

Kunasek will damit nichts zu tun haben

Egal, woher Texte wie "Heil Hitler, ihr alten Germanen, ich bin der Tacitus" oder "Land der Nehmer, Land der Geber, Land der Kriecher, Land der Streber" oder Beleidigungen der jüdischen Bankiers-Familie Rothschild kommen, der im Intensiv-Wahlkampf stehende FPÖ-Landesobmann Mario Kunasek will damit nichts zu tun haben. "Die veröffentlichten Inhalte lehnen wir kategorisch ab", hieß es in einer knappen Stellungnahme des freiheitlichen Spitzenkandidaten, der bis vor wenigen Monaten als Verteidigungsminister gedient hatte.

Die anderen Parteien zeigten sich entsetzt. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) verlangte "unmissverständliche Handlungen, bevor die Steiermark in ein schlechtes Licht gerückt wird". Solche Nachrichten schadeten nicht nur der FPÖ, sondern der ganzen Gesellschaft und dem Land.

Kunasek nicht aus der Verantwortung lassen will die SPÖ. Dass dieser Zanger für die Nationalratswahl wieder aufgestellt habe trotz dessen einschlägiger Aussagen, sei ein Skandal, befand Landeschef Michael Schickhofer. Klubchef Hannes Schwarz will, dass Kunasek Zanger aus der Partei ausschließt. Die SJ forderte auch den Rücktritt des freiheitlichen Landesobmanns. Schickhofer lud indes bisherige freiheitliche Sympathisanten ein, den Sozialdemokraten bei der Landtagswahl die Stimme zu geben: "Ich weiß, dass viele FPÖ-Wähler angesichts des heute von der Krone enthüllten Skandals ebenfalls enttäuscht und schockiert sind."

Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ): „Keine Bagatelle“ 

Seitens der KPÖ meinte Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler, die Beteuerungen der FPÖ, sich von ihrem braunen Rand zu trennen, hätten sich immer wieder als leere Worte erwiesen: "Angesichts der vielen Verfolgten des NS-Regimes in der Steiermark ist eine so offene Nazi-Verherrlichung, wie sie in diesen Texten anklingt, keine Bagatelle." Für Grünen-Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl steht es außer Frage, dass Zanger seine politischen Funktionen niederlegen muss. Auch Niko Swatek von den NEOS verlangte bei Bestätigung der Vorwürfe, dass Zanger sein Nationalratsmandat niederlegt und von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), dass dieser eine Koalition mit den Freiheitlichen ausschließt.

Eine Liederbuch-Affäre kurz vor einer Wahl ist in Österreich nichts mehr Neues. In der Woche vor der niederösterreichischen Landtagswahl im Vorjahr war ein ganz ähnliches Liederbuch aus der Burschenschaft des freiheitlichen Spitzenkandidaten Udo Landbauer an die Öffentlichkeit gekommen und hatte dessen Karriere zumindest zwischenzeitlich gebremst. (APA)

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