Mehr Lehrer sind lange krank: „Dringender Handlungsbedarf“

Die ÖVP sieht Belastung als Grund und fordert Unterstützung.

Wien. Die Zahl der Lehrer mit langen Krankenständen ist in Wien deutlich gestiegen: Während vor zwei Jahren 372 der rund 13.800 Pflichtschullehrer länger als 50 Tage krank geschrieben waren, waren es 2018 um fast ein Fünftel mehr, nämlich 441. Länger als 180 Tage krank waren zuletzt 57 Lehrer, 2017 waren es 39. Das zeigt die Beantwortung einer ÖVP-Anfrage durch den zuständigen Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).

Warum die Zahl der Langzeitkrankenstände so gestiegen ist, kann man nicht genau sagen. In den vergangenen fünf Jahren lag die Zahl der langen Krankenstände zwischen 372 und 390 bzw. zwischen 39 und 49. „Insgesamt ist die Zahl der Lehrer gestiegen und auch die Altersstruktur verändert sich, was Faktoren sein könnten, die eine Rolle spielen“, heißt es aus dem Büro Czernohorszky. Die Gründe für die Krankenstände kennt man als Dienstgeber nicht.

Die Wiener ÖVP-Bildungssprecherin Sabine Schwarz vermutet, dass der Anstieg der langen Krankenstände auch mit Überlastung zu tun hat. „Diese Zahlen zeigen dringenden Handlungsbedarf“, sagt sie. Es brauche in der Hauptstadt mehr Unterstützung für Lehrerinnen und Lehrer. „Angesichts der Belastung in Wien überrascht es nicht, dass Lehrer immer länger krank sind.“ Ähnliches meint auch die Lehrergewerkschaft. „Burn-out ist ein großes Thema“, sagt Thomas Krebs von der ÖVP-nahen FCG. Schwierige Situationen an den Schulen würden sich mehren. Dass die Lehrer älter seien, schlage sich ebenfalls nieder – sowohl allgemein gesundheitlich als auch bei der Belastbarkeit.

Viele Lehrer sind ausgebrannt

Erst kürzlich hat eine österreichweite Studie ergeben, dass jeder siebente Pflichtschullehrer ausgebrannt ist. Ein weiteres Viertel zeigt demnach Anzeichen einer vorübergehenden Erschöpfung. Besonders oft in die Risikogruppe fallen laut der Studie der Arge Burn-out Männer, ältere Lehrer sowie Lehrer in Städten und an Mittelschulen.

Laut Thomas Leoni, der beim Wifo zu Krankenständen forscht, prägen psychische Erkrankungen das Bild der längeren Krankenstände entscheidend mit. Sie zählen neben einigen anderen Erkrankungen wie etwa Krebs zu denen, die lange Krankschreibungen verursachen. Ob es hier auch daran liege, müsste man klarerweise überprüfen.

Die Anzahl der Krankenstandstage pro Kopf ist indes im Fünfjahresvergleich stabil. Wiener Pflichtschullehrer waren 2013 demnach 13,13 Tage im Krankenstand, zuletzt 12,91 Tage. Das entspricht in etwa dem österreichischen Durchschnitt aus dem jüngsten Wifo-Fehlzeitenreport (13,1 Tage).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2019)

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