Interview

Börse-Chef Christoph Boschan: „Man muss weg von den Extremen“

Mit Streuung lassen sich Risiken begrenzen, sagt Börse-Chef Christoph Boschan.
Mit Streuung lassen sich Risiken begrenzen, sagt Börse-Chef Christoph Boschan.(c) Clemens Fabry
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Von den hohen Renditen an der Börse profitiere derzeit nur eine kleine Finanzelite, sagt Wiener-Börse-Chef Christoph Boschan. Als Gründe sieht er fehlende Bildung und Erfahrung.

Die Presse: Nur 3,7 Prozent des Finanzvermögens der Österreicher liegen in Aktien. Warum hat sich der Anteil nicht einmal erhöht, seit man auf dem Sparbuch null Prozent Zinsen bekommt?

Christoph Boschan: Das hat mit dem Selbstverständnis zu tun, wie ich mich in der Gesellschaft bewege: Bin ich nur Konsument und Sparer, oder will ich auch Investor sein? Stelle ich mich nur nachts beim Apple-Store an, oder kaufe ich auch Apple-Aktien, um an diesem Erfolg teilzuhaben? Fahre ich nur Volkswagen, oder kaufe ich auch die Aktie, schaue ich nur Netflix, oder investiere ich auch in Netflix? Jeder kann am wirtschaftlichen Erfolg, den diese Marktwirtschaft produziert, teilhaben. Der Aktienmarkt ist dafür das richtige Instrument.

Die Österreicher sehen das offenbar anders. Viele haben schlechte Erfahrungen während der Finanzkrise gemacht und viel Geld verloren.

Unsere Wirtschaft wächst, und zwar dauerhaft und nachhaltig. Es ist nur die Frage: Kann auch ich davon profitieren, ja oder nein? Über den Aktienmarkt kann ich das. Und durch eine ganz einfache handwerkliche Vorgehensweise kann man die Risken, die dieser Markt mit sich bringt, reduzieren: unbedingt breit gestreut und unbedingt langfristig anlegen. Und dann kommt man im ATX seit Bestehen auf eine Rendite von 6,8 Prozent pro Jahr (brutto und inklusive Dividenden, Anm.).

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