Fiat Chrysler und PSA schließen sich zusammen

 PSA-Chef Carlos Tavares soll demnach Vorstandschef werden.
PSA-Chef Carlos Tavares soll demnach Vorstandschef werden.(c) REUTERS (Christian Hartmann)
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In der kriselnden Autobranche steht eine große Hochzeit an. Fiat Chrysler und PSA haben sich auf einen Fusionspakt geeinigt.

Der französische Opel-Mutterkonzern PSA und der italienisch-amerikanische Automobilhersteller Fiat Chrysler (FCA) haben sich auf einen Fusionspakt verständigt: In wenigen Wochen soll die Vereinbarung stehen. Das teilten beide Unternehmen am Donnerstag mit.In der gemeinsamen Erklärung ist von jährlichen "Synergien" von 3,7 Mrd. Euro die Rede. Diese sollten vor allem durch verbesserte Investitionen und Produktionsprozesse erzielt werden und "nicht durch Werksschließungen", betonten die Konzerne.

Der Zusammenschluss wird einen der weltweit größten Autohersteller schaffen (mit laut „Wall Street Journal" einem Börsenwert von 50 Milliarden Dollar) - und die Volkswagen AG herausfordern. Bisher war PSA die Nummer zwei in Europa. Größer als der neue Auto-Riese werden dann außer Volkswagen nur noch Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund. Mit dem Deal vereinen nun auch zwei europäische Milliardärsfamilien ihre Kräfte: der Agnelli-Clan in Italien und die Peugeot-Familie in Frankreich.

PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroen. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati unter seinem Dach. Opel gehört seit gut zwei Jahren zu PSA und wird mit harter Hand auf Effizienz und Gewinne getrimmt.

PSA-Chef soll Konzern führen

Angestrebt wird ein Zusammenschluss "unter Gleichen". PSA-Chef Carlos Tavares soll den neuen Konzern als Vorstandsvorsitzender führen. Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann - Enkel des langjährigen Fiat-Bosses Giovanni Agnelli - würde diese Rolle auch bei dem neuen Unternehmen einnehmen

Vom französischen Staat wird der Zusammenschluss der europäischen Big Players wohlwollend gesehen. Frankreich hält über eine Förderbank 12,23 Prozent der Anteile von PSA und 9,75 Prozent der Stimmrechte. Weitere große Anteilseigner sind die Peugeot-Familie und der chinesische Hersteller Dongfeng.

Die Ankündigung kommt wenige Monate nach dem Scheitern von Verhandlungen zwischen Fiat und Renault SA. Daraus wäre der weltweit drittgrößte Autohersteller entstanden, doch nach monatelangen Verhandlungen zog Fiat Chrysler im Juni sein Offert für einen Zusammenschluss zurück. 

Der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hatte am Mittwoch gewarnt, Opel könne bei der Fusion "den schwarzen Peter" ziehen. Für fraglich hält es der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen etwa, ob PSA und Fiat Chrysler das Rüsselsheimer Opel-Entwicklungszentrum weiter betreiben wollen. Bereits der aktuelle Sanierungsplan sieht einen Abbau von 2.000 der 6.400 Stellen in Rüsselsheim vor.

Probleme wegen Spritschluckern

Die Branche steht unter einem enormen Druck. Autobauer müssen Milliarden in autonome Autos und Elektromobilität investieren und suchen dabei auch Partner. In dem Zusammenhang wurde in der Branche immer wieder auf die besonderen Probleme von Fiat Chrysler hingewiesen. Der Hersteller hatte unter der Führung des mittlerweile verstorbenen Autobosses Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich. Das hilft in Europa aber nicht beim Einhalten von CO2-Zielen spätestens ab 2021. Im Heimatkontinent von Fiat verliert der Konzern Marktanteile und fuhr auch zuletzt nur haarscharf an einem operativen Verlust vorbei.

Mit dem Zusammenschluss wollen PSA und Fiat Chrysler das Thema Elektromobilität gemeinsam angehen. Die Fusion würde PSA zudem einen Zugang zum US-Markt geben, wo Fiat Chrysler unter anderem mit den Marken Jeep und Dodge RAM in sehr lukrativen Segmenten aktiv ist. Fiat Chrysler wiederum braucht einen Partner für den asiatischen Markt und will seine Rolle in Europa stärken.

Die französische Regierung bekräftigte, dass sie die Pläne grundsätzlich wohlwollend sieht, da PSA damit im internationalen Wettbewerb stärker aufgestellt sei. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire betonte aber, er sei "wachsam" beim Erhalt der Standorte.

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