Bildung

Studieren am Wörthersee soll mit Campus attraktiver werden

(c) GERNOT GLEISS
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Die Klagenfurter Bildungsstätten sollen nicht nur infrastrukturell, sondern auch inhaltlich stärker zusammenrücken und attraktiver für ausländische sowie österreichische Studenten werden. Kooperation statt Konkurrenz ist das Motto der Politik.

Die Klagenfurter Bildungsstätten sollen nicht nur infrastrukturell, sondern auch inhaltlich stärker zusammenrücken und attraktiver für ausländische sowie österreichische Studenten werden. Kooperation statt Konkurrenz ist das Motto der Politik.

Wenn ein Weltkonzern wie Infineon in einer ländlichen Region 1,6 Milliarden Euro investiert und dabei rund 750 zusätzliche Arbeitsplätze schafft, ist eine gewisse Unterwerfung der politischen Entscheidungsträger nicht ungewöhnlich. Nicht so Peter Kaiser: Der Kärntner Landeshauptmann erklärt im Gespräch mit der „Presse“, dass Bildung zuerst humanistische Aspekte wie kritisches Denken und soziales Handeln umfassen und erst dann an den Arbeitsmarkt angepasste Schwerpunkte setzen soll.

Dennoch dürften die jüngsten Initiativen der Kärntner Landesregierung die lokale Wirtschaft heiter stimmen. Kaiser hat den Bildungs- und Ausbildungssektor zur Chefsache erklärt und geht gegen den Mangel an Fachkräften vor. Dem Landeshauptmann schwebt eine Idee eines großen Campus auf internationalem Niveau vor, sein Motto lautet: „Von Brain Drain zu Brain Circulation“.

So soll die Entwicklung eines großen Universitätscampus nach internationalem Vorbild eingeleitet werden. Die Idee ist, jene Hochschulen, die in Klagenfurt innerhalb eines eineinhalb Kilometer umfassenden Bogens beieinanderliegen, noch näher zusammenzubringen. Es handelt sich dabei um die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, die Pädagogische Hochschule Kärnten und die Fachhochschule Kärnten. Miteinbezogen soll auch der Wissenschafts- und Technologiepark Lakeside Science & Technology Park werden.

Mehr Zug zum Tor

„Studieren am Wörthersee soll nicht nur ein Schlagwort bleiben und nicht nur im Sommer interessant sein. Wir wollen mit dem Campus eine Vernetzung schaffen, die für Studierende aus Österreich und der ganzen Welt attraktiv ist“, sagt Kaiser. Dabei gehe es nicht nur um eine infrastrukturelle Zusammenfassung von Bildungsstätten, sondern vor allem um eine verstärkte Uni-übergreifende und interdisziplinäre Kooperation. Denn derzeit gebe es noch recht viele Einzelprojekte, die sicherlich auch der „Kleinheit“ und dem kurzen Bestehen der Universität Klagenfurt, die 2020 ihr 50-Jahre-Jubiläum feiert, geschuldet seien, erklärt der Landeshauptmann. „Wir brauchen ein bisschen mehr Selbstwertgefühl und noch ein bisschen mehr Zug zum Tor. Damit können wir im Bildungsbereich ein großes zusätzliches Potenzial heben. Aber: Mir ist es lieber, wir wachsen langsam, dafür fundiert und nachhaltig.“

Direkt ins dritte Semester

Vor allem die Kärntner Fachhochschulen erfreuen sich großer Beliebtheit. So stieg die Anzahl der Studierenden an den Fachhochschulen im Wintersemester 2018/19 um 3,1 Prozent auf 2167 Studenten. Insgesamt werden 35 Studiengänge mit folgenden vier Studienbereichen angeboten: Bauwesen und Architektur, Engineering und IT, Wirtschaft und Management sowie Gesundheit und Soziales. Seit vergangenem Jahr gibt es einen Studiengang für Gesundheits- und Krankenpflege, für den heuer 100 Studenten inskribiert sind. Spannend ist auch das neue Modell für HTL-Absolventen: Sie können an der FH Kärnten in ihrem Metier direkt ins dritte Semester einsteigen. (koka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2019)


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