Die deutsche Kapitänin Carola Rackete gab in der „ZiB 2“ ein Interview. Das war erfrischend anders. Denn sie will nicht nur den Grenzschutz ändern, sondern die Weltordnung.
Ein Wirtschaftsforscher, ein Terrorismusexperte, der EU-Kommissar, ein Kinderpsychiater, der Nationalratspräsident, diverse (Ex-)Politiker … Man muss wohl weit in das „ZiB 2“-Archiv zurückgehen, um dort einen so radikalen Gast zu finden wie am Mittwochabend. Die linke Aktivistin und Kapitänin Carola Rackete, das „Gesicht der Seenotrettung“ ((c) „ZiB 2“) war bekannt geworden, weil sie das Schiff Sea-Watch 3 gegen den Willen der italienischen Regierung in den Hafen von Lampedusa gesteuert hatte. In Italien laufen Ermittlungen wegen Beihilfe zur Schlepperei gegen sie. Anlässlich der Veröffentlichung ihres ersten Buches wurde sie in der „ZiB 2“ live aus Berlin zugeschaltet. „Handeln statt Hoffen. Aufruf an die letzte Generation“ heißt dieses, und es geht darin um mehr als um Migration: Es geht um die Weltordnung als solche.
Rackete ist keine Politikerin, sie muss sich nicht mäßigen, um die breite Masse anzusprechen, was ihre kühl vorgetragenen hochpolitischen Aussagen zur erfrischenden Abwechslung machten. Dabei begann das Gespräch mit Armin Wolf noch vergleichbar gemäßigt mit ihrem Kernthema, der Seenotrettung. „Diese Menschen haben so viele Gründe zu flüchten, die werden sich nicht aufhalten lassen“, sagte sie. „Es ist den Schleppern in Libyen vollkommen egal, ob die Menschen lebend oder tot ein Ziel erreichen oder nicht. Sie machen letztlich ihr Geld damit, dass die Leute ablegen.“