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"Häuser befreien und bewohnen"

Damit die (Wohn)Zukunft gelingt, braucht es (Bau)Alternativen. Das Projekt „Bikes and Rails“ am Wiener Hauptbahnhof.
Damit die (Wohn)Zukunft gelingt, braucht es (Bau)Alternativen. Das Projekt „Bikes and Rails“ am Wiener Hauptbahnhof. (c) B&R
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Gemeinwohl in der Architektur? Mittels geborgten Gelds werden Wohnprojekte vom Markt freigekauft. Eine reelle Alternative zu Kommunalbau und Immobilienspekulationen: das erste Wiener Neubauprojekt des Mietshäuser Syndikats „Habitat“.

An dieser Stelle steht oft der Bericht einer fertiggestellten Architekturaufgabe. An dieser Stelle steht nun ein Bericht über die gelungene Finanzierung eines Gebäudes, das gerade in Bau ist. Es sticht durch eine alternative Haltung und Finanzierungstaktik heraus, die dem Paradigma des Immobilieninvestments aus Gewinnstreben diametral entgegensteht. So richtete sich die Baugruppe in einem Inserat an private Investoren, um ein Großprojekt zu realisieren, für das eine Teilnahme auch ohne individuelles Vermögen möglich sein sollte: „Borg uns dein Geld! Die Baugruppe Bikes and Rails errichtet das erste Neubauprojekt im ,Habitat‘, dem Mietshäuser Syndikat in Österreich. Am Wiener Hauptbahnhof entsteht ein Passivhaus mit 18 Mietwohnungen, Flüchtlinge-Willkommen-WG, Gemeinschaftsdachterrasse, Veranstaltungsraum, Radwerkstatt, Proberaum und Grätzelcafé. Das Mietshaus wird der Verwertung auf dem Immobilienmarkt entzogen und sichert selbstverwalteten und bezahlbaren Wohn-, Arbeits- und Kulturraum für viele Generationen.“

Würden Sie diesem Projekt zwischen 500 und 50.000 Euro borgen? Würden Sie auf Zinsen verzichten oder das Maximum von versprochenen zwei Prozent Zinsen ohne Zinseszinsen eingehen? Wäre Ihnen das Risiko für einen Totalausfall des geborgten Geldes zu hoch? Was halten Sie von einer Gruppe, die den Wohnbau mit folgenden Aussagen herausfordert? „Wir finden, Wohnen ist ein Menschenrecht und keine Ware. Daher soll unser Haus dem Immobilienmarkt für alle Zeiten entzogen und als bezahlbarer Freiraum abgesichert werden.“ Es fanden sich ausreichend Menschen, die das Projekt mit Direktkrediten in Höhe von 1,5 Millionen Euro unterstützt haben. Über dem gefüllten Finanzierungsbalken prangt der Slogan: „Solidarität schafft Raum!“

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