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Cerberus trennt sich langsam von Bawag

Im Geschäftsjahr 2018 konnte die Bawag einen Gewinn von rund 437 Mio. Euro erzielen.
Im Geschäftsjahr 2018 konnte die Bawag einen Gewinn von rund 437 Mio. Euro erzielen.(c) REUTERS (Leonhard Foeger)
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Der US-Finanzinvestor verkaufte bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr Anteile an der früheren Gewerkschaftsbank.

Wien. Cerberus hat es schon wieder getan: Der Großaktionär der österreichischen Bawag versilberte erneut seine Anteile. Der US-amerikanische Finanzinvestor verkaufte über Nacht gut die Hälfte seiner verbliebenen Beteiligung an dem Institut und nahm damit gut 470 Mio. Euro ein.

Die rund 13,5 Millionen Aktien wurden zu je 35 Euro platziert. Der Preis liegt damit um rund fünf Prozent unter dem Schlusskurs vom Donnerstag. Am Freitag lag die Aktie leicht im Minus.

Cerberus besitzt nach dem Verkauf des 13,5-prozentigen Anteils noch immer gut zwölf Prozent an der viertgrößten österreichischen Bank (zuvor 25,7 Prozent). Der Finanzinvestor, der schon seit über einem Jahrzehnt bei der Bawag engagiert ist, treibt seinen Ausstieg damit langsam voran.

Erst im Mai trennte sich Cerberus von Bawag-Aktien im Volumen von 350 Mio. Dollar. Der Kurs des Instituts geriet damals gehörig ins Rutschen und erreichte ein Drei-Monats-Tief. Grund dafür war der im Vergleich zum damaligen Aktienkurs geringe Verkaufspreis. Analysten argumentierten damals, dass ein Abschlag bei einem solchen Verkaufsprozess – dieser erfolgte außerhalb der Börsenöffnung und richtete sich an institutionelle Investoren – nicht ungewöhnlich sei. Möglicherweise akzeptierte Cerberus aber auch einen niedrigeren Kurs, weil man schnell Kapital für andere Investments benötigte.

Aktie unter Ausgabekurs

Cerberus hatte die in Schieflage geratene Bawag im Jahr 2006 vom Gewerkschaftsbund ÖGB übernommen und einen Teil 2012 an den Finanzinvestor Golden Tree weiterverkauft. Dieser hält derzeit gut ein Viertel der Anteile, der Rest befindet sich in Streubesitz. Banktöchter und Beteiligungen wurden im Lauf der Jahre abgestoßen, das Geschäft restrukturiert. Im Herbst 2017 brachten die Finanzinvestoren die Bank schließlich an die Börse – ein Ziel, das man seit jeher verfolgte.

Mit einem Emissionsvolumen von 1,9 Milliarden Euro handelte es sich um die größte Neuemission an der Wiener Börse überhaupt, auch wenn die Freude etwas getrübt war, weil die Aktie gleich am ersten Handelstag unter ihren Ausgabekurs von 48 Euro rutschte.

Von einem solchen Preis können die Anteilseigner heute nur träumen. Die Bawag-Aktie kostete am späten Freitagnachmittag rund 36,8 Euro. Seit Jahresbeginn konnte das Papier zwar um gut 8,5 Prozent zulegen. Doch seit ihrem Börsendebüt verlor das Institut gut ein Fünftel seines Werts. (nst/Ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2019)

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