Humboldts Enigma

An diesem Berg, dem Chimborazo in Ecuador, erarbeitete Humboldt – vorne links – 1802 die Grundlagen der Biogeografie.
An diesem Berg, dem Chimborazo in Ecuador, erarbeitete Humboldt – vorne links – 1802 die Grundlagen der Biogeografie.akg-images / picturedesk.com
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In Gebirgen ist die Biodiversität so hoch, dass die klassischen Erklärungen – Klima und Topografie – nicht hinreichen. Auch die Geologie spielt mit.

Ganz hat er es nicht geschafft. 400 Meter unter dem Gipfel des Chimborazo in Ecuador, den man mit seinen 6268 Metern für den höchsten Berg der Erde hielt, musste Alexander von Humboldt am 23. Juni 1802 umkehren, er hatte Höhenkrankheit und war zerschunden. Aber was er – und sein Begleiter, der Botaniker Aimé Bonpland – zurückbrachte, wurde zur Ikone und machte ihn zum Superstar: Das „Tableau Physique“, in dem in allen Details verzeichnet war, welche Pflanzen auf welcher Seehöhe gediehen, es war der Beginn der Biogeografie und der sie prägenden Klimazonen, die Bewunderung brandete beim Jubel zu Humboldts 250. Geburtstag Mitte September noch einmal hoch.

Ganz sauber hatte der Gefeierte allerdings nicht gearbeitet: 2015 stiegen wieder Forscher hinauf, eine Gruppe um Naia Morueta-Holme (Aarhus) sah nach, wie hoch der Klimawandel die Pflanzen seit Humboldt wandern hatte lassen: „Im Durchschnitt über 500 Meter“ (PNAS 41, S. 12741). Aber 2019 kam der Nächste, Pierre Moret (Toulouse), ihm fiel auf, dass es nur „215 bis 260 Meter“ waren (PNAS 26, S. 12889). Das konnte ihm auffallen, weil er zunächst hinabgestiegen war in die Archive, in denen Humboldt lagert: Dort zeigten sich Ungereimtheiten, vieles im „Tableau“ stammte von anderen Bergen – und war dem prominenten zugeschlagen worden –, anderes war barer Unfug (Manches korrigierte Humboldt in späteren Druckversionen des „Tableau“, aber das Original blieb die Ikone).

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